Gemeinden müssen sparen und Personal reduzieren

Rund 230 katholische Gläubige haben sich bei einem Infoabend in Wittlich erkundigt, welche Auswirkungen die Neugestaltung der Pfarreienlandschaft im Bistum Trier für ihre Gemeinden hat. Viele befürchten eine Überforderung der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Wittlich. Weniger Gläubige, weniger Priester und weniger Steuereinnahmen: Vor diesem Hintergrund hat das Bistum den "Strukturplan 2020" entwickelt. Bis zum 1. September müssen demnach neue Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften gebildet werden. Das Ziel: 173 statt bisher 389 Seelsorge-Einheiten. Was das für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Kirchengemeinden bedeutet, darüber haben Michael Kneib, Roswitha Gregorius und Klaus Willems vom Generalvikariat 230 Gläubige im Atrium des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums informiert.

Im Dekanat Wittlich sollen bis 1. September sechs Pfarreiengemeinschaften entstehen, davon existieren bisher nur Kinderbeuern und Traben-Trarbach (siehe Extra).

Wie bisher kann jede Pfarrei einen Pfarrgemeinderat (für Seelsorge-Aufgaben) und einen Verwaltungsrat (für die Vermögensverwaltung) einrichten. "In vielen Pfarreien gibt es dafür aber kaum noch genug Kandidaten", stellte Roswitha Gregorius fest. Daher biete das Bistum den Pfarreien bis zum 15. Mai an, sich für ein Einkammersystem zu entscheiden. Seelsorge- und Vermögensfragen würden dann von nur einem Gremium betreut, dem Kirchengemeinderat. Ein Vorschlag, dem die Gläubigen im Saal mit reichlich Skepsis begegneten. Einige kritisierten, die Entscheidung müsse zu früh getroffen werden. "Das ist ein Experiment, bei dem wir mit den Pfarreien gemeinsam lernen wollen", erklärte Michael Kneib. Niemand sei gezwungen, das Einkammersystem zu wählen.

Heftig diskutiert wurde darüber, dass der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats künftig nur noch für zwei Amtsperioden, also für acht Jahre, gewählt werden darf. Das sei ein "gewaltiges Problem und realitätsfremd", sagte ein Katholik aus dem Publikum. Dieser Punkt sei "ein Wunsch des Bischofs" gewesen, erwiderte Michael Kneib, "damit Verantwortung künftig auf verschiedene Schultern verteilt wird".

Eine weitere Neuerung betrifft den Geldfluss zwischen Bistum und Kirchengemeinden. Bisher wurden Bedarfszuweisungen für Personal- und Sachkosten direkt an die Gemeinden gezahlt. Ab 2012 gibt es Fünf-Jahres-Budgets, die der Kirchengemeindeverband als neues gemeinsames Gremium einer Pfarreiengemeinschaft nach eigenem Ermessen auf die Pfarreien verteilt. Der Vorteil für die Gemeinden ist laut Klaus Willems: "Sie können eigene Schwerpunkte setzen." Notwendig sei aber auch - da bis 2016 die Zuweisungen um 4,6 Millionen Euro gekürzt werden - "ein kritischer Blick auf die Personalstruktur". Man müsse abwägen, was sich die Pfarreien künftig "tatsächlich noch leisten können". Dies zu entscheiden, fanden viele im Publikum, sei jedoch eine große Belastung für die Ehrenamtlichen in den Räten. Man habe den Eindruck, das Bistum wolle lästige Aufgaben an die Pfarreien abschieben, schimpfte ein Pfarrgemeinderatsmitglied aus Kröv. So machte Michael Kneib zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal deutlich: "All das ist der Versuch, mehr Verantwortung an die Basis zu geben. Jetzt müssen wir alle mitanpacken." ExtraDas Dekanat Wittlich mit 631 Quadratkilometern hat 40 Pfarreien mit 43 219 Katholiken. Von 13 Pfarreiengemeinschaften bleiben sechs: Wittlich St. Markus (13 575 Mitglieder), Salmtal St. Martin (10 087), Traben-Trarbach St. Nikolaus (6505), Manderscheid St. Hubertus (5161), Landscheid St. Gertrud (4533), Kinderbeuern Heilige Drei Könige (3348). An Personal gibt es derzeit 28 Priester (mit Ruhestandsgeistlichen), acht Pastoralreferenten, sechs Gemeindereferenten, einen Gemeindeassistenten, sieben Diakone mit Zivilberuf. Bis 2020 soll das Personal kontinuierlich reduziert werden.

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