Gemeinsam gegen Ärzte- und Pflegenotstand

Traben-Trarbach/Kröv/Zell · Drei Mittelmosel-Verbandsgemeinden können gemeinsam ihre Zukunft gestalten. Das Land hat Traben-Trarbach, Kröv-Bausendorf und Zell im Rahmen der Initiative "Starke Kommunen - Starkes Land" als Modellraum ausgewählt. Im Bereich Gesundheits- und Pflegeversorgung soll ein Masterplan entwickelt werden.

Traben-Trarbach/Kröv/Zell. Um die medizinische Versorgung auf dem Land ist es schlecht bestellt - vor allem Hausärzte fehlen. Besonders gravierend ist die Situation in und um Traben-Trarbach (der TV berichtete mehrmals). Nicht viel besser ist die Lage in und um Kröv und Zell. Die Bevölkerung schrumpft zwar, aber sie wird älter. Und damit steigt der Bedarf an hausärztlicher Betreuung. Viele Menschen befürchten, dass sie bald nicht mehr behandelt werden. Das Land hat das offenbar erkannt und schreibt in der Bewertung der Ausgangslage: "In der Bedarfsregion Mittelmosel mehren sich die Äußerungen der Bevölkerung, die auf Ängste im Hinblick auf die zukünftige gesundheitliche und pflegerische Versorgung hindeuten."
Zumindest langfristig könnte sich die Situation verbessern, denn die drei Verbandsgemeinden sind von einer unabhängigen Fachjury ausgewählt worden, mithilfe des Landes einen Masterplan zu entwickeln. Ziel ist die Entwicklung einer angemessenen Gesundheits- und Pflegeversorgung in dieser Mittelmosel-Region. Das Land trägt die Kosten für die fachliche Projektsteuerung und erstattet in den kommenden zweieinhalb Jahren den drei Kommunen für ihre Aktivitäten 180 000 Euro. Wichtig: Die Bürger sollen sich aktiv beteiligen können. Workshops mit Fachleuten und Ehrenämtlern, Informationsveranstaltungen sowie Informationsmessen sind vorgesehen. Die Auftaktveranstaltung mit Räten, Bürgermeistern und Vertretern aus der Ärzteschaft, dem Pflegebereich und Krankenhäusern ist für Anfang März vorgesehen. Mit im Boot als vierter Partner ist das Klinikum Mittelmosel mit seinen beiden Krankenhäusern in Zell und Traben-Trarbach. Es ist für die Grund- und Notfallversorgung der Bevölkerung in dieser Region unverzichtbar.
Der Bürgermeister der VG Traben-Trarbach, Ulrich K. Weisgerber, sagt zu der Entscheidung des Landes: "Das ist eine freudige Überraschung. Wir haben jetzt den Auftrag, eine vernünftige Planung für eine dauerhafte Gesundheits- und Pflegeversorgung zu entwickeln. Das ist viel Arbeit, die sich aber lohnt. Die drei ausgewählten Verbandsgemeinden müssen noch mehr zusammenrücken, um das zu organisieren."
Auch der Zeller VG-Chef Karl-Heinz Simon freut sich: "Ich bin stolz, dass unser Projekt von der Jury ausgewählt wurde." Simon lobt die beiden Nachbar-Verbandsgemeinden. Man habe bei der Erstellung der Projektstudie hervorragend zusammengearbeitet. Simon: "Wir haben uns einiges vorgenommen."
Der erste Beigeordnete der VG Kröv-Bausendorf, Bernward Helms-Derfert, ist ebenfalls erfreut: "Wir haben da gerne mitgemacht. Dass wir Fördergeld vom Land bekommen, ist ja nicht schlecht. Das alles hat aber nichts mit der vom Land erzwungenen Zwangsfusion zu tun."
Zum Start der Initiative haben Minsterpräsidentin Dreyer und Innenminister Lewentz Vertreter der drei Kommunen für den 13. Januar in die Mainzer Staatskanzlei eingeladen.Meinung

Die Uhr tickt
Der Ärztemangel und Pflegenotstand auf dem Land endet nicht an Gemeinde- und Kreisgrenzen. Die Zusammenarbeit der drei Mittelmosel-Verbandsgemeinden, um dieses Problem anzugehen, ist daher richtig und sinnvoll. Gemeinsam kann man mehr erreichen. Kröv-Bausendorf hat sich auch eingebracht. Nur in Sachen Fusion kommen aus dem Rathaus immer noch keine Signale für dringend notwendige Gespräche mit Traben-Trarbach. Die Uhr tickt unaufhörlich. Wie lange kann Kröv-Bausendorf noch mauern? Wie sagte einst ein berühmter Poltiker: "Wer zu spät kommt…" w.simon@volksfreund.deExtra

In den Verbandsgemeinden Traben-Trarbach, Kröv-Bausendorf und Zell wohnen derzeit 34 000 Menschen. Die Prognose 2030 geht von einem Rückgang um 14,8 Prozent auf geschätzte 29 000 aus. Heute sind bereits 25 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre. Im Jahr 2030 werden es etwa 34 Prozent sein. sim

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