Gemeinsam stark

WITTLICH. "Hand in Hand zum Ziel" lautete das Motto des Spielfests der Grundschule Friedrichstraße. 300 Mädchen und Jungen lebten vor, wie das funktionieren kann – und Spaß macht.

"Eins zu eins - das ist genau richtig ausgegangen!", schrie Klaus Ritter. Laut musste der Vater an der Station "nasse Wäsche aufhängen" werden, wenn er die Kinder übertönen wollte, die triefend nasse Socken, Hosen und T-Shirts zur Leine schleppten, sie mit der Klammer fest stecken, und dann wieder retour in den Eimer zurück warfen. "Eins zu eins" - so könnte das Untermotto dieses Spielfests gelautet haben, das anstelle eines Sportfests veranstaltet wurde. Schulleiter Wolfgang Benz hatte zu oft keifende Eltern und weinende Kinder am Rande des Sportfest gesehen. Deshalb gab es 2006 ein großes gemeinsames Spielfest. Als integrative Schule - 20 von 300 Schülern sind auf unterschiedliche Weise lernbehindert - lebt man ohnehin tagtäglich den Geist der Integration. Geradezu vorbildlich klappte das Zusammenspiel "Hand in Hand" beim Spielfest. An 24 Stationen legten sich die Kinder ins Zeug, angeleitet von wenigen Lehrern und vielen freiwilligen Eltern, die, ihre Sache meisterlich erledigten. Zum Beispiel beim Dreibeinlaufen: Zwei Kinder bekommen je ein Bein aneinander gebunden und laufen mit dann mit drei gemeinsamen Beinen über den Rasen. Oder beim, für feinmotorisch weniger versierte Menschen, schwierigen Parcours des Zimmergolfs. "Vorhin hat hier ein kleines Mädchen aus dem ersten Schuljahr einem integrativen Kind den Schläger geführt", berichtet Sabine Otten, "ohne, dass wir ihm das gesagt hätten." Zum ersten Mal steht Sara am Kegeltisch. Es geht schon auf die Mittagsstunde zu, als sie die Kugel derart gefühlvoll kegelt, dass sie als erste den Kranz schafft. Alle freuen sich lautstark mit. Außerdem gibt es Riesenmikado, Sackhüpfen, Eierlaufen, auch eine Torwand. Ein paar Anweisungen sind bei den Balance-Schildkröten, beim Einrad mit Stützrädern und beim Rasen-Ski nötig, drei wacklige Angelegenheiten, die selten auf Anhieb gelingen, aber darum geht es auch gar nicht. Gemeinsam mit der besten Freundin oder dem besten Freund bildeten die Kinder sorgfältig durchdachte Gruppen von je rund einem Dutzend Kinder: Kleine, Große, Mädchen und Jungen, Integrative und "Normalos". Und sie mussten sich in dem unbekannten System bewähren, was fast überall auf Anhieb funktionierte. Auch bei Kindern gilt: Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.

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