Gemeinsam wollen sie stark sein

BERGLICHT. Mit dem Ziel des Erfahrungsaustauschs sucht eine Berglichter Familie Menschen, die sich für regelmäßige Treffen behinderter Kinder sowie deren Angehörigen interessieren.

Familie Becker aus Berglicht hat sich für den Schritt in die Öffentlichkeit entschieden. Noch ist zwar unklar, ob aus dem ins Auge gefassten "Elterntreff" ein Verein wird oder eine Interessengemeinschaft. Doch in jedem Fall soll für Eltern behinderter Kinder wie für Väter und Geschwisterkinder eine Möglichkeit geschaffen werden, sich auszutauschen. Eines der Ziele ist auch, sich auf diese Weise möglichst gegenseitig unterstützen zu können. Nach den bisherigen Erfahrungen von Alexandra und Christian Becker wäre eine solche Plattform sehr hilfreich. Standen sie selbst doch weitgehend allein, als es um die Förderung ihres heute elf Jahre alten Sohnes Florian ging. Schon der Weg bis zur Diagnose einer "Zerebralparese", eine vom Gehirn ausgehende eingeschränkte Fähigkeit von Muskelbewegungen, war lange und einsam. Noch heute hat Alexandra Becker den Therapeuten vor Augen, der sie förmlich beschwor, ihr Kind in eine Regelschule zu schicken. Dabei habe Florian damals noch nicht einmal einen Stift festhalten können, erinnert sie sich. "Er wäre doch ausgesondert worden von den anderen Schülern", begründet sie ihre damaligen Vorbehalte, die sich rückblickend als berechtigt erwiesen haben. Immer standen die Eltern allein mit ihren Fragen. Warum konnte Florian im Alter von einem Jahr auch mit Hilfe noch nicht sitzen, und warum lernte er erst mir drei Jahren zögerlich zu laufen? Auch seine Ängstlichkeit im Umgang mit anderen oder das Schreien, mit dem er auf Besuch reagierte, blieben für die Eltern lange ein Geheimnis. "Vieles an Wissen mussten wir uns zusammensuchen - das machte vieles schwieriger", sagt seine Mutter. Folglich dauerte es auch einige Zeit, bis Florian sein Spezialfahrrad erhielt. "Das war ein weiter Weg", erzählt sein Vater Christian von den "langen Kämpfen". Dabei gab es das Rad nicht etwa umsonst: "Wir mussten uns wohl beteiligen." Doch allein die Bewilligung für ein solches Hilfsmittel zog sich hin. Ehefrau Alexandra hält vor allem für die Väter eine Art "Männerstammtisch" für sehr wichtig. "Die tragen zwar alles mit, aber die äußern sich nicht so", bringt sie die Problematik auf den Punkt. Ähnlich stehen die Geschwisterkinder oft auf verlorenem Posten, da sie sich mit Gleichaltrigen über vieles, was sie bedrückt, gar nicht austauschen können. Die Familie hofft daher, mit ihrer Idee möglichst viele Betroffene anzusprechen. "Gemeinsam ist man stärker", sind Beckers überzeugt. Erste Kontakte zu Familien in Morbach und Horath sind bereits geknüpft. Ob sich genügend Interessierte melden, um einen Verein ins Leben zu rufen, muss sich aber erst zeigen. Daher will die Familie in jedem Fall erst eine ausreichende Resonanz abwarten, bevor sie sich hinsichtlich weiter erforderlicher Schritte informiert. Doch selbst, wenn es bei einem kleineren Kreis bleiben sollte: Eine Hilfe für Betroffene wäre diese in jedem Fall.

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