Gemeinsame Erholung statt Stress pur

THALFANG/HERMESKEIL. Eine Idee nimmt Gestalt an. Auch wenn die ungünstige Witterung die offizielle Pressekonferenz des Modellprojekts "Familienurlaub mit Pflege-Entlastung" verhinderte, können die Angebote ab sofort gebucht werden.

Betretene Gesichter in der Thalfanger Festhalle: Dort wo mehr als 50 geladene Gäste den offiziellen Startschuss für das Modellprojekt "Familienurlaub mit Pflege-Entlastung" der Initiative Region Trier (IRT) erleben wollten, blieben die meisten Stühle leer. Der Grund: das Schneechaos am Freitag. Wie Professor Bernd Krönig, der Leiter des Arbeitskreises Gesundheit in der IRT und "Motor" des ungewöhnlichen Vorhabens, blieben viele auf den verschneiten oder gesperrten Straßen liegen oder gleich zu Hause. "Wir bitten um Verständnis, dass diese Veranstaltung ausfallen muss und nachgeholt wird", erklärte Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang, dessen Amtskollege Michael Hülpes aus Hermeskeil ebenfalls absagte. Mit oder ohne "offiziellen Segen": Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen können ab sofort in Thalfang unbeschwert Urlaub machen, ohne den Menschen zu Hause zurücklassen zu müssen, der ihre Hilfe in besonderem Maße braucht. Denn wer Mutter, Vater oder auch ein Kind zu Hause pflegt, macht häufig keinen Urlaub oder wenn, dann mit schlechtem Gewissen. Dabei sind es gerade diese Menschen, die oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit gehen, weiß auch der VG-Bürgermeister: "Pflege 365 Tage im Jahr, das ist Stress pur." Die Idee war in den Arbeitskreis Gesundheit der IRT hereintragen worden. Und wo hätte sie besser Gestalt annehmen können als im Luftkurort Thalfang, der über Einrichtungen wie dem Erholungs- und Gesundheitszentrum verfügt, und in einer Gegend, die sich ohnehin dem sanften und gesunden Tourismus verschrieben hat, wie Dellwo erläuterte. Er erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass die Urlaubsregion Thalfang am Erbeskopf (Ute) seit einigen Jahren erfolgreich mit Betriebskrankenkassen eng zusammenarbeitet. Das neue Angebot ist so vielfältig wie die Bedürfnisse der Zielgruppe. Das hilfsbedürftige Familienmitglied kann sich gemeinsam mit der Familie im "Himmelberg" erholen, schildert Barbara Goergen-Fett vom Ferienpark. Dort wird dann ein Pflegebett in der Ferienwohnung aufgestellt. Zudem stehen im Seniorenheim Charlottenhöhe in Thalfang und im Hochwald Altenzentrum St. Klara in Hermeskeil jeweils fünf Zimmer für Kurzzeitpflege zur Verfügung, berichteten Edith Kolasinski und Wolfgang Berg, die Leiter der Einrichtungen. Auch die Beratung und Koordination der Paritätischen Sozialstation AHZ kann in Anspruch genommen werden. Der Bedarf ist da: Rund 1,44 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause versorgt. Wer sich über das Vorhaben detailliert informieren will, wird laut Dellwo "nicht von Pontius zu Pilatus geschickt". Vielmehr erhalten potenzielle Urlauber im Thalfanger Rathaus kompetent Auskunft. Später sollen weitere Beherbergungsbetriebe und Kommunen beteiligt werden. Hervorragend geeignet sei beispielsweise das Familien-Hotel Haus Hochwald in Horath, das für sein behindertengerechtes Angebot ausgezeichnet wurde. Auch Pensionen und private Zimmervermieter sollen miteinbezogen werden. Die Pflege-Kosten können bis zu 28 Tage von der entsprechenden Pflegekasse übernommen werden. "Es em-pfiehlt sich, frühzeitig Kontakt aufzunehmen", riet Hermann Paulus, der das Projekt von seiten der VG betreut. Weitere Infos bei Hermann Paulus, Telefon 06533/9140115 oder E-Mail hermann.paulus@rathaus-thalfang.de.

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