Gemeinsame Julinacht mit Folgen

Weil er eine bewusstlose Frau sexuell missbraucht haben soll, muss sich ein Mann aus Traben-Trarbach vor dem Landgericht Trier verantworten. Der 50-jährige Automechaniker bestreitet den Vorwurf und spricht von gegenseitigem Einvernehmen.

Traben-Trarbach/Trier. Der Notruf aus Traben-Trarbach ging am Morgen des 7. Juli 2013 bei der Polizei in Bernkastel-Kues ein. Am Telefon eine junge Frau, die erklärte, sie sei im Schlaf von ihrem Nachbarn, der im selben Haus wohnt, missbraucht worden. Kurze Zeit später wurde der Beschuldigte in seiner Wohnung festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Auf der Anklagebank vor der Dritten Großen Strafkammer macht der 50-Jährige einen gefassten Eindruck - trotz der schweren Tatvorwürfe von Staatsanwältin Anne Wildfang. Laut Anklageschrift soll er sich in der Nacht zum 7. Juli in seiner Wohnung an einer hilflosen Frau vergangen haben. Die 32-jährige Nachbarin sei während des Geschlechtsverkehrs infolge von Alkoholgenuss und Medikamenten bewusstlos gewesen.

Der Angeklagte selbst bestreitet nicht, dass er in der fraglichen Nacht erstmals sexuellen Kontakt zur Nachbarin gehabt habe. Allerdings sei die Frau, als sie im Bett neben ihm lag, keineswegs bewusstlos gewesen, sondern habe selbst noch ihre Unterwäsche abgestreift.

"Seit ihr Freund weg war, hatte sie schon mehrfach bei mir übernachtet. Allerdings zunächst ohne Sex. Aber dieses erste Mal war doch einvernehmlich", sagt der 50-Jährige. Tatsächlich bleibt das Geschehen dieser Julinacht merkwürdig diffus. Das liegt auch an der Person des mutmaßlichen Opfers.

Zu ihrer Zeugenaussage wird die 32-Jährige von einer Helferin der Verbrechensopferhilfe Weißer Ring begleitet. Sie spricht mit schwerer und schleppender Stimme. Noch vor ihrer Vernehmung bittet der Vorsitzende Richter Armin Hardt die psychiatrische Sachverständige Anette Korte, die Aussagebeständigkeit der Zeugin zu beobachten.

Unter Medikamenteneinfluss



Beachtlich ist die Menge an Medikamenten, die die Frau nach eigenen Angaben einnehmen muss: täglich eine Dosis des Heroinersatzstoffs Methadon, dazu mehrmals am Tag ein Mittel gegen Krampfanfälle, Schmerzmittel und ein Antidepressivum.

Auch räumt sie ein, schon mehrfach beim Angeklagten genächtigt zu haben. Und übereinstimmend mit ihm nennt sie eher überschaubare Alkoholmengen, die sie an dem Tag konsumiert habe.

Was dann wirklich in der Nacht geschah, das wisse sie nicht. Das wisse nur der Angeklagte. Die Zeugin: "Als ich gegen 5 Uhr wach wurde und merkte, dass ich nackt war, bekam ich den totalen Hass. Ihn erstechen oder erwürgen? Da ging ich lieber in meine Wohnung zurück und rief die Polizei." Interessanterweise erklärt sie auf Nachfragen von Psychiaterin Korte aber auch, einmal nächtlichen Sex mit ihrem Ex-Freund gehabt zu haben, ohne sich später daran erinnern zu können.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 14. Januar, 9 Uhr, fortgesetzt.

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