Genießen lernen

In unserer Weinkolumne haben wir uns schon des öfteren mit dem besonderen Genusserlebnis beim Weintrinken befasst. Es gibt ja auch kaum ein Getränk, das so viele unterschiedliche Aromastoffe beinhaltet wie der Wein.

Chemiker haben zahlreiche davon identifiziert. Schwierig auszusprechende Namen wie Isoamylacetat, An thranilsäuremethylester, oder 4-Vinylguajacol sorgen dafür, dass der Weinkenner Geruchsempfindungen wahrnimmt, die an Eisbonbons, Orangenblüten oder Gewürznelken erinnern.

Es macht vor allem aber immer wieder Spaß, beim Weinverkosten die Geschmacks- und Geruchssinne anzustrengen und dabei zu versuchen, die sinnlichen Eindrücke in Worte zu fassen. Aber das gilt nicht nur für den Wein.

Kürzlich besuchte ich in der Eifel eine kleine Kaffeerösterei. Kaffee kannte ich bislang nur als Industrieprodukt, vakuumverpackt aus dem Supermarkt. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass auch Kaffee ein ganz besonderer Genuss sein kann, wenn man sich Zeit nimmt und ihn bewusst riecht und schmeckt. Ich lernte etwas über die unterschiedlichen Kaffeesorten, die Anbaubedingungen, über Röstzeiten und Röstbedingungen, über unterschiedliche Mahlgrade und dass viele der herkömmlichen Kaffeemaschinen dem Genuss eher abträglich sind.

Die etwa einstündige Lehrstunde inklusive Verkostung unterschiedlicher Kaffees lehrte mich, dass man im Grunde alles, was man zu sich nimmt, viel mehr mit Sinn und Verstand genießen sollte.

Und Genießen kann man lernen. Am erfolgversprechendsten dabei ist ständiges Üben.

w.simon@volksfreund.de

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