Genüsslicher Blick übers Geländer

TRABEN-TRARBACH. Eine Brücke ist viel mehr als ein nützliches Bauwerk. Fast alle Festredner der offiziellen Einweihung der rundum erneuerten Moselbrücke zwischen Traben und Trarbach machten sich philosophische Gedanken über die Bedeutung einer Brücke: Sie kann Getrenntes verbinden, sich aber auch als Grenze manifestieren, sie kann abgebaut, aber auch immer wieder neu errichtet werden. Und das ist ein Grund zum Feiern.

"Endlich ist die Bauzeit vorbei und die Brücke wieder passierbar", freuten sich besonders die zahlreichen Geschäftsleute in dem hübschen Moselstädtchen. Denn sie hatten durch die Sperrungen und Umleitungen während der Bauphase starke Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Doch das war beim Brückenfest vergessen. Alle großen und kleinen Läden und Geschäfte auf beiden Seiten der Mosel hatten bis zum Abend geöffnet und präsentierten für die Kunden die besten Angebote. Zu Fuß und mit dem Auto passierten die Besucher die fast funkelnagelneue Brücke. Sehr viele Radler waren von Traben nach Trarbach oder umgekehrt unterwegs, und alle Passanten blickten genüsslich übers Brückengeländer in die schöne Flusslandschaft.Kräftige Dusche aus Gewitterwolken

Wer's nostalgisch liebte, konnte sich sogar mit der Pferdekutsche von einem Stadtteil zum anderen bringen lassen. Hielt sich der Regen während der offiziellen Einweihungsfeier noch höflich zurück, so prasselte er später leider mitten in die köstlichen Salatteller und gefüllten Weingläser der Ehrengäste. Diese hatten sich rund um den Musikpavillon am Trarbacher Moselufer zum Feiern versammelt, wurden aber von der kräftigen Dusche aus den Gewitterwolken schnell vertrieben. Das war schade, doch das Fest ging trotzdem munter weiter. Beim Bummel durch die Brückenstraße fiel die lange Schlange vor der Verbandsgemeindeverwaltung auf. Hier gab es keine kostenlosen Antragsgenehmigungen, sondern ein Glücksrad zum Drehen. Wer den glücklichen Dreh raus hatte, konnte schöne Preise gewinnen. Ihr Glück versuchten auch Janina und Isabel. Die beiden kleinen Freundinnen nutzten die Gelegenheit, ihr Taschengeld ein wenig mit einem Flohmarktstand aufzubessern: Eine nicht mehr ganz taufrische Barbie, Spielzeugautos und ein paar aus der Mode gekommene Bilderbücher warteten auf Kundschaft. Die blieb wohl lieber an den Weinständen stehen und ließ sich knackige Bratwurst, knusprige Waffeln, leckere Torten oder verführerische Eisbecher schmecken. Viele Neugierige trafen sich auch beim Stand des Goldschmiedes, der auf der Straße vorführte, wie das edle Metall zu begehrten Schmuckstücken verarbeitet wird. Als Janina und Isabel ihren Laden dicht gemacht hatten, gönnten sie sich ein neues Gesicht. Viele Kinder ließen sich schminken, um als Clown, Katze oder Fantasiegestalt über das Brückenfest zu laufen. Eigentlich sollte auch "Lucky", die TV -Leseratte die Kinder erfreuen, aber leider musste sie absagen. Der kräftige Regen hätte ihrem Fell zu sehr zugesetzt. Aber der Trierische Volksfreund hatte vor seinem Pressecenter noch Anderes zu bieten, zum Beispiel "Swingtime", die bekannte Jazz-Band aus Trier, die in der Brückenstraße nach dem Regenguss bis halb fünf für das musikalische Highlight sorgte.Kinder malten die Brücke

Zahlreiche Kinder nahmen Malstifte zur Hand und beteiligten sich am TV -Malwettbewerb. Viele bunte Brücken entstanden auf dem Zeichenpapier - rote, grüne, gelbe und grüne Bauwerke. Das Ralph Bores Trio mit dem Traben-Trarbacher Musiker Uli Pohl setzte mit ruhigen Blues-Rhythmen das musikalische Programm in der Brückenstraße fort, und am Abend fühlte man sich unter der Brücke in Traben bei lauwarmen Temperaturen nach Bella Italia versetzt. Vom Schiff aus schmetterte "Rocco und Band" italienische Songs von Eros Ramazotti bis Angelo Branduardi. Für die meisten wurde es eine lange Nacht.

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