Gepflückt, genäht, geerntet und geschrubbt

MANDERSCHEID/WITTLICH. (peg) Einmal nicht die Schulbank drücken, sondern arbeiten, und das auch noch für einen guten Zweck: Rund 150 Schüler der Regionalen Schule sammelten auf diese Weise Geld für Bedürftige in aller Welt.

Die Aktion Tagwerk - Sozialer Tag ist eine bundesweite: In der ganzen Republik wird geschrubbt, gefüttert, geordnet, genäht und geerntet. Es geht um Gleichaltrige in der ganzen Welt, denen es schlechter geht als den Deutschen, und denen man mit einer Runde Arbeit helfen möchte. Die Ideen dazu sind vielfältig. In der Regionalen Schule Manderscheid entschied Schulleiter Karl Weins: "Wir geben unseren Mädchen und Jungen einen unterrichtsfreien Tag, wenn sie sich daran beteiligen." Von Solidarität zu reden sei reichlich unergiebig; die Schüler wirklich etwas tun zu lassen, das allein fördere die sozialen Kompetenzen junger Menschen. Von rund 200 Schülern entschlossen sich 150 zum Arbeiten. Sie suchten sich eigenständig Betriebe, in denen sie für einige Stunden arbeiten konnten, und die ihnen dafür ein Entgeld für die zentrale Kasse gaben, aus der später Projekte in Ruanda, Bosnien-Herzegowina oder Bolivien finanziert werden. So schwirrten sie in alle Himmelsrichtungen aus. Blumenläden, Bauernhöfe, Altenheime und Hotels waren ihre Ziele. Die elfjährige Jasmina Gherabi aus Wallscheid zog es zu Katharina Gorka, in deren Laufelder Nähstudio sie schon öfter geholfen hat, übrigens stets zur vollen Zufriedenheit der Inhaberin. Heute soll es ein Kopfkissenbezug werden, und, was Jasmina besonders freut: Sie darf auch eine Überraschung für den anstehenden Geburtstag ihrer Mutter nähen. Ein paar Häuser weiter hat Julian Hein gerade die Blumen im Landhotel Eifelperle gegossen. Gleich wird der 13-Jährige Walderdbeeren im hauseigenen Garten pflücken. "Daraus macht Frau Becker nachher Marmelade", sagt er, und zeigt auf das Frühstücksbüfett, auf dem die Kostbarkeiten des Hauses noch stehen: Zahlreiche selbstgemachte Konfitüren, Gelees und Marmeladen in allen Farben, bei den Besuchern heiß begehrt, weil die Früchte alle in der Nähe geerntet wurden. Julian erzählt den Hotelgästen frei heraus, warum er heute hier ist, und dass es ihn aufregt, wenn Menschen anderen nicht helfen. Damit ist er sehr erfolgreich: Spontan legen zum Beispiel die Winklers aus Köln einen Schein dazu - wieder ein Tropfen mehr auf den heißen Stein. Im vergangenen Jahr hatte sein Einsatz 30 Euro erbracht. Zur selben Zeit geht Meike Linden im Wittlicher Seniorenheim St. Wendelinus ihrer Mutter zur Hand. Auf der Station St. Rochus freuen sich die alten Menschen: Endlich mal ein junges Gesicht, das ihnen da so freundlich entgegenlacht, mit ihnen spielt, sie in die Messe fährt und ihnen beim Essen hilft. Meike macht es Spaß. Obwohl ihre Schicht, wie die der Mutter, um 6 Uhr begann und erst um 14 Uhr enden wird, tut sie das alles gerne: Immerhin zehn Euro bekommt sie dafür vom Chef. Auch Mädchen und Jungen von anderen Schulen beteiligen sich an dem Aktionstag. Das Peter-Wust-Gymnasium hat sich in diesem Jahr dazu entschlossen, keine Unterrichtszeit zur Verfügung zu stellen - wer helfen möchte, muss erstens eigene Ideen entwickeln und das auch noch in seiner Freizeit tun. Die sechs Mädchen der Gruppierung "letzte Reihe" der Klasse 9 c zeigten sich engagiert: Sie verkauften einen Nachmittag lang Waffeln in der Burgstraße. 133,98 Euro waren der Lohn für ihren völlig selbstständigen Einsatz.

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