Geplante Umladestation erhitzt die Gemüter

BERNKASTEL-WITTLICH. Nach einer aufgeregten Diskussion beschloss der Kreistag, einen Müll-Umschlagplatz für die nächsten zwei Jahre in Sehlem einzurichten. Damit sollen vor dem Hintergrund der ohnehin steigenden Müllgebühren die Transportkosten so niedrig wie möglich gehalten werden.

"Polemik!", "Wahlkampf!", lauteten die Vorwürfe an die Adresse der SPD, als es in der Kreistagsdiskussion um den Sehlemer Müll-Umschlagplatz ging. Günter Rösch entgegnete: "Hier geht es nicht um Wahlkampf, das ist unsere volle Überzeugung!" Die SPD stimmte als einzige Partei gegen die Pläne für den Umschlagplatz. Die übrigen Fraktionen stimmten - wenn auch mit Unbehagen in einer vertrackten Situation - zu, mit Ausnahme der Vereinigung Bürger für Bürger (VBB), die sich nicht ausreichend informiert fühlte.Landkreis spart mit Sehlem 30 Prozent

Ausführlich erläuterte Landrätin Beate Läsch-Weber das Wie und Warum des Umschlagplatzes, den der Kreisausschuss befürwortet hatte. Die Fakten: Nach der Pleite der Firma Herhof, die eine Trockenstabilatanlage für die gesamte Region in Mertesdorf bauen sollte, muss der Müll anderweitig entsorgt werden. Bis Ende August wurde eine kurzfristige Übergangslösung vereinbart, bei der der Müll in Mertesdorf gesammelt und dann zur Verbrennung gebracht wurde. Vermutlich wird auch in den darauf folgenden beiden Jahren der Müll der Region dort verbrannt (TV von gestern). Nach dieser zweiten Übergangszeit muss jedoch eine endgültige Lösung für die Entsorgung des Restmülls in der Region gefunden sein. Um in der Überbrückungszeit den Abtransport des Mülls für den Kreis so billig wie möglich zu gestalten, soll der Umschlagplatz in Sehlem auf dem Kompostplatz der ehemaligen Zentralmülldeponie entstehen, dem einzigen dafür geeigneten Standort im Kreis. Rund 30 Prozent der Kosten (300 000 Euro) kann der Landkreis sparen, wenn der Müll in Sehlem statt in Mertesdorf umgeschlagen wird. Denn der Kreis zahlt nur den Transport bis zum Umschlagplatz. Die Bereitstellung der Container, in die der Müll dann geladen wird, sowie deren Abtransport finanziert der Zweckverband Abfallwirtschaft. Für die Bürger bedeutet diese Ersparnis eine Entlastung von drei bis 4,50 Euro pro Jahr und Mülltonne. Ein Gutachten für den Umschlagplatz ergab, dass die Geruchsemissionen an der Deponiegrenze nicht mehr wahrnehmbar sind. 100 Tonnen pro Tag können auf dem bituminösen Platz mit Anschluss an die Sickerwasserreinigungsanlage täglich umgeschlagen werden. Der Abfall soll sofort nach dem Abladen per Radlader in die Container wandern, mit einer Plane abgedeckt und laut Vertrag täglich abgefahren werden. Zweifel an dieser Darstellung kam von den Sozialdemokraten. Dieter Burgard stellte nicht nur das innerhalb von 23 Tagen erstellte Geruchsgutachten in Frage, sondern meldete auch Zweifel an der tatsächlichen Dauer des Provisoriums, das er "Tagesdeponie" nannte, an. Die SPD halte es für gerechtfertigt, dass die Müllgebühren etwas erhöht würden, dafür aber Sehlem und die Nachbargemeinden Esch, Rivenich und Hetzerath nicht erneut belastet würden. Die CDU rief die SPD-Vertreter dazu auf, zur sachlichen Diskussion zurückzukehren. Heribert Knob wies auf die klare Befristung des Provisoriums hin und betonte, dass es sich um einen Umschlagplatz und nicht eine Deponie zur Lagerung handele. Er sowie Thomas Schmitt-Schäfer (Grüne) erinnerten daran, dass der Kreistag dazu verpflichtet sei, die Gebühren für die Bürger so gering wie möglich zu halten. Schmitt-Schäfer weiter: "Ökologisch ist es Unsinn, mit den LKWs rauf und runter Richtung Mertesdorf zu fahren." Dirk Richter (FDP) schloss sich den Grünen-Argumenten an. Rainer Kurz (FWG) sagte: "Ich bin froh, dass ich keinen Wahlkampf machen muss!" Er verwies darauf, dass der Sehlemer Gemeinderat der Einrichtung einer Deponie zugestimmt hatte. Keine Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen hatte es laut Kreisverwaltung bei der Abstimmung in Sehlem gegeben.

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