Gericht prüft Schuldfähigkeit

Wittlich · Erneuter Prozessaufschub: Das Wittlicher Schöffengericht will die Schuldfähigkeit des 40-jährigen Angeklagten überprüfen. Er soll einen Wildfremden um 20 000 Euro erpresst und ihm mit dem Tod gedroht haben. Abermals hat das Gericht die Verhandlung vertagt. Jetzt soll ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden.

Wittlich. "Ich kenne den Mann nicht", sagt der Angeklagte immer wieder. Er sitzt dem Mann, dem mutmaßlichen Opfer, im Gerichtssaal gegenüber. In dessen Wohnung soll er eingedrungen sein, Geld von ihm gefordert und ihm mit dem Tod gedroht haben. Doch an all das, meint der 40-Jährige, könne er sich überhaupt nicht erinnern.
Den ersten Verhandlungstag im Oktober hatte das Schöffengericht abgebrochen, weil der Angeklagte mit 1,9 Promille aufgetaucht war (der TV berichtete). Heute wirkt er auf der Anklagebank nüchtern, aber hilflos. Er habe ein Alkoholproblem, sagt sein Bewährungshelfer. Vorbestraft ist der 40-Jährige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung. Jetzt geht es um mutmaßliche räuberische Erpressung, Bedrohung und Nötigung.
Das mutmaßliche Opfer schildert, was an einem Sonntag im Februar passiert sein soll: Wie der Angeklagte geklingelt, an seiner Tür randaliert habe und in die Wohnung eingedrungen sei. "Auf einmal stand er mitten in meinem Wohnzimmer, mit den Fäusten voran." Er habe 20 000 Euro von ihm verlangt, seine Forderung auf 2000 Euro reduziert, dann wollte er, dass er ihm zwei Stangen Zigaretten abkaufe. "Er hat mich in meiner eigenen Wohnung in seiner Gewalt gehabt. Ich hatte noch nie solche Angst." Der Angeklagte sei dann gegangen, jedoch mehrere Male erneut vor seiner Tür aufgetaucht. Deshalb habe er Anzeige erstattet. Heute leide er an Angstzuständen. Er habe sogar einen Panzerriegel an seiner Tür angebracht.
Pflichtverteidiger Ralph Schira erklärt: "Ich habe keine Zweifel an dieser Aussage." Doch glaube er auch dem Angeklagten. Schira regt an, dessen Schuldfähigkeit anhand eines Gutachtens überprüfen zu lassen. Auch Staatsanwältin Elke Schmitten sagt: "Ohne Gutachten kommen wir hier nicht weiter." Dieses wird das Gericht bei einem Sachverständigen in Auftrag geben. Richter Stefan Ehses schickt die anderen Zeugen deshalb ein zweites Mal wieder nach Hause. Bis der Prozess fortgeführt wird, kann es ein paar Wochen dauern.

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