Geschäfte samstags bis 16 Uhr geöffnet
Wittlich · Mit vielen verschiedenen Öffnungszeiten kann man beim Kunden nicht punkten. Mit früh verschlossener Tür an Samstagen auch nicht. Bei 46 Adressen im Herzen der Wittlicher Altstadt ist damit jetzt Schluss: Dort ziehen Geschäftsinhaber an einem Strang mit Öffnungszeiten bis 16 Uhr an Samstagen. Start ist heute.
Wittlich. Tür auf, Tür zu. Wer samstags durch Wittlich flaniert, hat keinen Überblick, wann welches Geschäft wie lange öffnet: 13, 14 oder 16 Uhr? Klar dagegen ist: In der Schlossgalerie kann bis 18 Uhr eingekauft werden. Das fänden auch andere Geschäftsleute in der angrenzenden Innenstadt passend.
Doch erstes Ziel einer Gemeinschaftsaktion fürs neue Jahr war, möglichst viele Kollegen erst einmal auf 16 Uhr einzuschwören. Heinz Schmitz, Inhaber eines Sportgeschäfts in der Wittlicher Neustraße, ist erleichtert, dass das geklappt hat: "Das bringt Klarheit für den Kunden. 16 Uhr ist ein Muss. Und nicht nur samstags schiebt sich das Einkaufen zeitlich nach hinten raus. Dem muss der Einzelhandel Rechnung tragen." Vor über sechs Jahren hat er deshalb persönlich in der ganzen Innenstadt für gemeinsame Samstagsöffnungszeiten bis 16 Uhr Klinken geputzt. Drei Wochen lang ist er durch die Stadt gezogen und hat für das Ziehen an einem Strang geworben. Sein Pilotprojekt hatte bei Geschäften und Gaststätten Erfolg.
48 Einzelhändler machten mit. Ein Dutzend davon gibt es heute nicht mehr, andere haben irgendwann lieber früher Feierabend gemacht, für Kunden gab es wieder einen Öffnungszeiten-Dschungel. Nun also ein Neustart. Dieses Mal hat eine neue Einrichtung das Klinkenputzen übernommen.
Märkte als Pluspunkte
Die sogenannten Straßensprecher haben dafür geworben (der TV berichtete). Mit Erfolg. Sie haben 46 Mitstreiter gewonnen. Insgesamt schätzt Karsten Mathar, Stadtmarketingverein, die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in der Altstadt auf 70. Die Hoffnung ist, dass die Unentschlossenen bald mitziehen, denn das Angebot soll auch die Kassen klingeln lassen.
Ruth Reiz-Born, Inhaberin von Mode für Sie und Sprecherin der Kaufmannschaft im Stadtmarketingverein, sagt: "Das lohnt sich auf jeden Fall. Manchmal fängt es mit dem Betrieb samstags ja erst gegen 13.30 Uhr an." Außerdem waren die Öffnungszeiten Thema bei fast jeder Sitzung der Kaufmannschaft. Jetzt sei über die Straßensprecher endlich ein Konsens gefunden worden: "Wenn der Geschäftsnachbar einen anspricht, ist das vielleicht besser, als wenn einer vom Stadtmarketingverein kommt."
Die Mitgliedschaft im Verein, der für die Innenstadt Aktionen von den Märkten bis zu den verkaufsoffenen Sonntagen organisiert und finanziert, ist für den aktuellen Samstags-Neustart keine Pflicht. Aber aus kaufmännischer Sicht womöglich, denn: "Es gibt Kunden, die abwandern. Und zwar ins Internet", sagt Ruth Reitz-Born. Und dieses Geschäft hat immer geöffnet, aber man kann zum Beispiel keinen Kaffee dort trinken, oder leibhaftig stöbern und handeln.
Das wird Anfang Februar in Wittlich wieder möglich. Dann ist Flohmarkt der Einzelhändler. Ein Erfolg, genauso wie Buch- und Kinderflohmarkt, der Stoffmarkt und die bekannten Wochen- und Monatsmärkte. "Die Märkte sind ein absoluter Pluspunkt. Das macht richtig Spaß", sagt Ruth Reitz-Born.
Einen positiven Effekt sollen jetzt auch die Samstage bringen. - Auch bei denen, die daran noch nicht glauben.
Heinz Schmitz indessen hofft auf Folgendes: "Vielleicht sagen die anderen dann: ,Wir wollen auch mitmachen. Wir gehören auch dazu.\'"
