Geschichte hautnah

TRABEN-TRARBACH. Am Sonntag, 12. September, ist Tag des offenen Denkmals. In Traben-Trarbach kann man zwischen 11 und 17 Uhr den Rittersaal im Weingut Böcking in der Schottstraße 12 besichtigen.

Der 1364 vermutlich von Johann III. von Sponheim errichtete Erweiterungsbau zur Grevenburg, später als "Rittersaal" bezeichnet, wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Bauzeitlich erhob sich über den zwei parallel in etwa Nord-/Südrichtung angeordneten, flachgedeckten, später tonnengewölbten erdgeschossigen Kellerräumen ein großer Saal, dessen Dachwerk wahrscheinlich über eine mittlere Säulenreihe abgetragen wurde. Unter dem westlichen Keller verläuft noch heute der mittlerweile kanalisierte Schottbach. Im späten 14. Jahrhundert fügte man im Südosten des massiven Schieferbruchsteinbaus eine kleine Kapelle an. Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Bau im Norden durch einen quer vorgelagerten Anbau und auf der Südseite einen tonnengewölbten Keller erweitert. Der während des Stadtbrandes 1857 bis auf die Außenmauern zerstörte Bau erhielt einen neuen, flacher geneigten Dachstuhl, der nun auf einer eingestellten massiven Wand- und Pfeilerkonstruktion steht. Der Bau war bis zum Jahr 1437 im Besitz der Sponheimer. Nach dem Aussterben der hinteren Grafschaft Sponheim fielen die Besitzungen an den Grafen von Veldenz, später die Pfalzgrafen von Zweibrücken und den badischen Markgrafen und wurden 1631 zwischen der Pfalz und Baden geteilt. Ab 1794 war der französische Staat Eigentümer, der den Besitz an die Kaufleute Langguth und Böcking veräußerte. Mit den Eigentümerwechseln veränderte sich auch die Nutzung des Gebäudes von einem in seiner Funktion nicht näher definierten Erweiterungsbau zur Grevenburg, mit Weinkeller und großem Saal zur Bauzeit, über den Sitz des "Fürstlich Sponheimischen Hofgerichts" und Stadtspeicher mit Verwaltungsgebäuden, sowie Wohnungen für Bedienstete, dem Baugeding, bis zum heutigen Weingut. Von Juli bis September 2003 wurde der so genannte Rittersaal von Kurt Boosfeld und Jan Seiler im Rahmen ihrer Abschlussarbeit am Aufbaustudiengang Baudenkmalpflege der Fachhochschule Trier verformungsgetreu aufgemessen und bauhistorisch untersucht. Neben einer Besichtigung des Gebäudes sollen die Ergebnisse dieser Arbeit vorgestellt werden.

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