Geschichte und Heimat hinter Plexiglas

"Grundlage für die Gestaltung ist die Region und ihre Menschen, die Landschaft mit der Dhron als Energiespender für die historischen Mühlen und die Moderne mit den Windrädern, die heute Strom produzieren", erklärt der international erfolgreiche Künstler sein Werk. Die geistige Brücke wird von seinem Kunstwerk auf dem Verkehrskreisel aus ins Rathaus geschlagen.

 R.O. Schabbach mit dem ersten von acht Teilen, die im Morbacher Rathaus installiert werden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

R.O. Schabbach mit dem ersten von acht Teilen, die im Morbacher Rathaus installiert werden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hundheim/Wenigerath. (doth) Die Morbacher Energielandschaft ist ein ehemaliges Munitionslager der Amerikaner. Die aus dieser Zeit übrig gebliebenen Gebäude werden unterschiedlich genutzt. Manche dienen als Lagerstätte, in anderen übt der Morbacher Bouleclub. Im Eingangsgebäude, an dem der Zahn der Zeit heftig genagt hat, residiert derzeit ein ungewöhnlicher Gast: der Künstler R.O. Schabbach aus Hundheim. Zurzeit arbeitet er intensiv an dem achtteiligen, elf Meter hohen und ein Meter breiten Kunstwerk, das sich im Treppenhaus des Morbacher Rathaus über fast die gesamte Höhe des Verwaltungsgebäudes erstreckt. Es ist eine Geschichtsstunde auf Plexiglas gemalt."Fundament" ist Burg Baldenau. Köpfe symbolisieren die Menschen in den Morbacher Ortsteilen. Ihre Farbgebung stammt von den Wappen der Ortsbezirke. Im oberen Bereich des Kunstwerkes steht die Zukunft: die rotierenden Windräder, die sich nur wenige hundert Meter entfernt vom Atelier auf Zeit tatsächlich drehen. Das verbindende Band ist das Flüsschen "Dhron". So wurde der Entwurf dem Gemeinderat vorgelegt und genehmigt. Die Gestaltung des Kunstwerkes ist inzwischen abgeschlossen. Derzeit fixiert Schabbach die aufgebrachten Lacke mit einer Folie. Von ihr wird man nichts mehr sehen, wenn das Kunstwerk erst hängt. Schabbach muss sich beeilen, denn er will bald wieder in Florida sein, seiner zweiten Heimat und die seiner Frau Sherri. Im April kehrt der 43-Jährige mit seiner Familie wieder zurück. Bis dahin muss eine Stahlbaufirma die Haltekonstruktion zum Einbau fertig haben. Einweihung wird wohl im Mai sein.Mit der besonderen Form der "Hinterglasmalerei" feiert Schabbach international Erfolge. Gunter Sachs, Madonna, Anthony Quinn und Johannes Rau kauften schon bei ihm. Seine Kunst hängt in zahlreichen bedeutenden Museen. Im Hunsrück und speziell in Hundheim beklagt der Künstler jedoch einen "alten Geist". "Hier wird man erst akzeptiert, wenn man was für die Region getan hat", lautet seine Erfahrung.Das Material verzeiht kaum einen Fehler

Die spezielle Kunstform begann, als vor vielen Jahren ein Freund Plexiglas von einem abgebauten Messestand übrig hatte. Schabbach freundete sich mit dem Material an und entwickelte seine besondere Technik mit hoch pigmentierten grafischen Lacken. Ja sogar die elektrostatischen Eigenschaften des absolut homogenen Materials, das selbst Licht sammelt, werden genutzt. "Wie das Plexiglas die Farben verstärkt habe ich erst entdeckt, als ich zufällig an einem Spiegel vorbeikam", erinnert er sich. Jetzt war klar: Die Farben mussten hinten aufgetragen werden, um vorne zu leuchten.Emotional, spontan oder in einer intensiven Formensuche nähert sich Schabbach der Vollendung seiner Werke. Wie auch immer, das Material verzeiht kaum Fehler, denn die Farbe haftet fest auf dem transparenten Untergrund. Die Kraft der Gedanken wird besonders haltbar konserviert. Die Motive fordern den Betrachter, aber die Bilder belohnen je häufiger man sie betrachtet.

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