Geschichte zum Anfassen und Fühlen

Neumagen-Dhron · Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron erfährt eine Wandlung. Nach der Tourist-Information und dem verbliebenen Bürgerbüro zieht nun eine Ausstellung dort ein, die römisches Leben im einstigen Kastell Noviomagus darstellt.

 Karl-Josef Lehnert beim Aufbau der römischen Hypokausten-Heizung. tV-Foto: Ursula Schmieder

Karl-Josef Lehnert beim Aufbau der römischen Hypokausten-Heizung. tV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. Wie lebten die Menschen an der Mosel zu römischen Zeiten? Wie aßen sie und wie frisierten sich die eleganten Römerinnen? Antworten gibt es demnächst im Rathaus in Neumagen-Dhron. In einem Trakt der ehemaligen Verbandsgemeindeverwaltung öffnet am 9. Mai eine von Experten konzipierte Römische Ausstellung.
Vier Themen-Räume wird es geben. So können Besucher ein Kontor mit typisch römischen Möbeln oder einen Wohnraum mit Geschirr betreten. In einer Ecke wurde zudem eine Hypokausten-Heizung nachgebaut - aus Originalteilen.
Das Warmluftsystem, eine Art Fußbodenheizung der römischen Antike, beheizte ursprünglich Badeanlagen sowie später Häuser. Gezeigt werden aber auch Steine der Kastellmauer, ein Römerstraßen-Querschnitt oder die Peutingersche Karte mit dem römischen Straßennetz. Sieben Meter lang wird sie eine Wand zieren, während ein römischer Legionär an einer der Marschrouten Wache schieben wird.
Zu einem Erlebnis macht die etwas andere Exkursion durch die Geschichte das stimmige Umfeld der Ausstellung. Die Wände sind wie zur römischen Zeit üblich freskenartig in den dominierenden Farben Rot und Schwarz gestaltet und die Fensteröffnungen mit Nesselstoff verhüllt. Im Foyer macht ein Modell des einstigen römischen Kastells Noviomagus mit seinen 13 Rundtürmen auf die Ausstellung aufmerksam.
Ebenso wird eine Animation, zwei Wanderer unterwegs auf einer Römerstraße, zu sehen sein. Die Idee zu der Ausstellung hatte der in Neumagen-Dhron lebende Museumspädagoge und Archäologe Marcus Danguillier. Er erarbeitete das Konzept. Ein wichtiges Ziel war laut Ortsbürgermeister Willi Herres, Dinge nicht nur sichtbar zu machen, sondern sie auch "anfassen und fühlen zu können".
Bei der Umsetzung unterstützten Claus Dürrmann von der Tourist-Information Bernkastel-Kues, sowie der Kulturverein Ausonius mit seinem Vorsitzenden Joachim Fischer und der Weinschiff-Förderverein. Die Präsentation ist eingebunden ins grenzüberschreitende Villenprojekt der "Straße der Römer", die bedeutsame Stätten der römischen Antike vernetzt. Das Projekt der Europäischen Union ist finanziell mit etwa 20 000 Euro beteiligt, was für die Realisierung entscheidend war. Herres geht davon aus, dass die Gemeinde selbst - auch dank Kultur- und Förderverein sowie Sponsoren - nur etwa 10 000 Euro beisteuern muss. Allerdings ist er überzeugt, dass die Präsentation auch gut angenommen wird - ebenso wie die angebotene Führung "Auf den Spuren der Römer". urs
Extra

Im Januar 2012 fusionierte die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron mit Bernkastel-Kues, wohin inzwischen auch die Büros umzogen. Vor Ort geblieben ist ein Bürgerbüro. Außerdem zog nach dem Verkauf des einstigen Sayn-Wittgensteiner Amtshauses (der TV berichtete) die Tourist-Information dort ein. Dank der Römischen Ausstellung füllen sich nun weitere zeitweise verwaiste Räume erneut mit Leben. Ein positiver Nebeneffekt für die Gemeinde ist, dass die sinnvolle Nutzung zudem zur Steigerung der Attraktivität der Weinbau- und Tourismus-Gemeinde beiträgt. urs

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