Geschichten über Integration

Himmerod · Migration und Integration, Diskussionsstoff für ein abendfüllendes Programm der Eifelkulturtage. Die Veranstaltung fand im Kloster Himmerod mit den Autoren Melda Akbas, Fatma Bläser und Cem Gülay sowie weiteren Podiums-Teilnehmern statt.

Himmerod. "Unvorstellbar und stellenweise schwer auszuhalten", so der Kommentar einer Zuhörerin, als Fatma Bläser aus ihrem Buch "Hennamond - Mein Leben zwischen den Welten" vorliest.
Sie ist eine der drei türkischen Autoren, die am Freitagabend neben Melda Akbas und Cem Gülay anlässlich der Eifelkulturtage zum Thema Migration und Integration zu Gast im Kloster Himmerod sind. Emotional und ungeschminkt erzählt Bläser von ihrem Leben und davon, dass die Eltern es nicht verstanden haben, eine Brücke zwischen den Welten zu schlagen.
Die 18-jährige Akbas liest aus ihrem Buch "So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock". Sie beginnt ihre Lesung mit der positiven Prognose, Integration kann Spaß machen, und findet, dass das viel diskutierte Buch von Thilo Sarrazin den Nerv trifft. Auch sie kämpft um jedes Stück Freiheit in ihrem Leben zwischen den Kulturen und sagt: "Ich bin weder Baum noch Borke".
Cem Gülay liest aus seinem Werk "Türken-Sam", in dem es um versäumte Integration, Männlichkeitswahn und von der Entfremdung in der Familie geht.
Rund 50 Zuhörer verfolgen die Lesung mit anschließender Podiumsdiskussion, die Einblicke in die Arbeit von Arnold Mengelkoch, Migrationsbeauftragter in Berlin-Neukölln, oder Irene Dischke, Vorsitzende des Beirats für Migration im Landkreis Bernkastel-Wittlich, gibt. "Migranten müssen den Wunsch haben, sich integrieren zu wollen. Es gibt auch Probleme in unserem Landkreis, die natürlich nicht mit Berlin vergleichbar sind", sagt Dischke. Michaela Habscheid, Leiterin der Kita Jahnplatz in Wittlich, sagte zu diesem Thema im Anschluss an die Diskussion: "Unsere Integrations-Arbeit trägt sichtbare Früchte. Zu uns kommen Migrantenkinder, deren Väter schon in unserer Kita waren. Es dauert, aber es funktioniert im Kleinen."
Das bestätigt die Aussage Mengelkochs, man müsse der Basis zuhören - die Experten seien vor Ort". Rainer Laupichler, Geschäftsführer der Eifelkulturtage, beendet die Diskussionsrunde mit dem abendfüllenden Thema nach rund vier Stunden und sieht sich bestätigt, wie wichtig die kulturelle Arbeit ist. mkl
Erika Uber, Sprachpartnerschaften und Interkultureller Garten, Altenkirchen: Die Mitglieder organisieren seit fünf Jahren erfolgreich Sprach-partnerschaften. Irene Dischke, Vorsitzende des Beirats für Migration und Integration im Landkreis Bernkastel-Wittlich: Sie stammt aus Kirgisien, absolvierte Deutschkurse, studierte Jura. Heute arbeitet sie als Anwältin. Sie sagt: "Migranten müssen den Wunsch haben, sich integrieren zu wollen. Und die, die wollen, muss man an die Hand nehmen". Arnold Mengelkoch, Migrationsbeauftragter Berlin-Neukölln. Sein Ziel: Verständnis füreinander zu wecken und zu fördern, Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken. Er meint: "Regelsysteme müssen sich dringend ändern. Wir brauchen Ganztagsschulen". Miguel Vicente, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Ausländerbeiräte in Rheinland-Pfalz, seit dem fünften Lebensjahr in Deutschland. Er ist Ingenieur der physikalischen Technik und sagt: "Das, was ich hier sehe, ist das Spiegelbild der Gesellschaft. Wie wir damit umgehen, ist die Kernfrage. Persönliche und gesellschaftspolitische Dinge müssen wir trennen." mkl

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