Geschwindigkeitsmesser zähmen Temposünder

Wittlich · Wer zu stark aufs Gaspedal tritt, riskiert Unfälle. Weil die unregelmäßigen Polizeikontrollen nicht nachhaltig abschrecken, kaufen oder leihen Gemeinden mobile Geschwindigkeitsmessgeräte. In Platten hat sich gezeigt: Auto- und Motorradfahrer fahren wegen der Geräte etwa 15 Prozent langsamer.

 Zu schnell? Darauf antworten manche der Geschwindigkeitsmesser mit einem traurigen Gesicht – wie hier in Thalfang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Zu schnell? Darauf antworten manche der Geschwindigkeitsmesser mit einem traurigen Gesicht – wie hier in Thalfang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Der Spitzenreiter war mit 133 Kilometern pro Stunde unterwegs. Das zeigte die Geschwindigkeitsmessanlage an der Moselstraße am Ortseingang von Salmrohr an. Erlaubt sind 50 Stundenkilometer, doch im Schnitt brettern Autos, Motorräder und LKW mit 61 Kilometern pro Stunde durch den Ort. Eine Auswertung wie diese machen mobile Geschwindigkeitsmessgeräte möglich. Sie zeigen dem vorbeifahrenden Autofahrer an, wie schnell er fährt - oft verknüpft mit einem lachenden oder traurigen Gesicht. Sieht er letzteres, soll es ihn dazu bringen, den Fuß vom Gas zu nehmen.
Meist stehen die Geräte an brenzligen Stellen wie Ortseingängen und Schulen, zum Beispiel vor der Grundschule Hetzerath und der Realschule plus in Thalfang. Einen Geschwindigkeitsmesser gibt es zeitweise auch vor dem Kindergarten oder der Grundschule Bausendorf, um Temposünder zu zähmen. Nicht die Polizei stellt sie auf, sondern die Kommunen. In den Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Kröv-Bausendorf und Thalfang gibt es jeweils drei Anlagen, in Bernkastel-Kues sind es zwei und in Manderscheid eine, in Oberöfflingen. Dagegen gibt es in Traben-Trarbach keine, in der Verbandsgemeinde Morbach sind es jedoch zwölf.
Und welche Erfahrungen haben die Kommunen damit gemacht? "An Stellen, wo es gefährlich werden kann, passen die Fahrer ihr Fahrverhalten an", sagt Axel Schmitt vom Ordnungsamt Morbach. "Die Fahrer bremsen merklich ab", berichtet auch Otto Maria Bastgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf. Und der Bausendorfer Ortschef Oskar Steinmetz hat die Erfahrung gemacht, dass gerade verträumte Autofahrer an das Tempolimit erinnert werden.
Gemeinden können die mobilen Geschwindigkeitsanzeigen auch ausleihen. Platten, Klausen und Osann-Monzel teilen sich eine Messanlage, ebenso Salmtal und Dreis. Die Gemeinde Platten will sich ein eigenes Gerät kau fen. Bürgermeister Alfons Kuhnen sagt, dass "die Fahrzeuge langsamer fahren", nachdem sie ihr Tempo gesehen haben. Die Erfahrungen der anderen Gemeinden stimmen damit überein. Beweis dafür ist nach Auskunft von Kuhnen die durchschnittlich um etwa 15 Prozent reduzierte Geschwindigkeit der Autos zwischen Ein- und Ausfahrt aus dem Messbereich des Geräts.
Die Messgeräte haben aber nicht nur Freunde: Vor drei Jahren zerstörten Unbekannte nachts in Neumagen-Dhron das Messgerät. Die Preise der Anlagen schwanken zwischen 1200 und 3000 Euro und werden teilweise sogar vom Hersteller gesponsert. Nach Behördenangaben arbeiten sie sehr genau, sind vor Gericht aber nicht verwertbar. Aufzeichnungen über die gemessenen Geschwindigkeiten sind selten, da zum Auslesen Zusatzgeräte installiert werden müssen. Deutliche Unterschiede zeigt eine Auswertung der Geschwindigkeitsmessanlage der Gemeinden Salmtal und Dreis. Im Altengarten, Zum Angelsteg und in der Neustraße (alles Dörbach) sind die Fahrzeuge mit durchschnittlich 41 bis 49 Stundenkilometern unterwegs, einige fahren dort aber mehr als 100 Kilometer pro Stunde schnell. An der Überquerungshilfe an der L 141 wurden im Schnitt 76 Stundenkilometer gemessen, der Schnellste war mit 141 Kilometern pro Stunde unterwegs. Solche Höchstgeschwindigkeiten werden nach Auskunft der Polizei vor allem nachts gemessen, "wenn die Raser ihren Tacho ausprobieren", wie es aus der Polizeiinspektion Wittlich heißt. Die Geräte bewirkten aber durchaus eine Geschwindigkeitsreduzierung, da sie die Autofahrer verunsichern würden. uq

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