Gespart, gekocht und gesammelt

Ürzig · Am Sonntag dürften besonders viele Menschen in die Ürziger Kirche strömen: Nach jahrelangem Sparen und vielen Mühen wird die über Jahre restaurierte Voltmann-Orgel geweiht.

 Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Josef Loosen, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Alexandra Hauth und Pfarrer Manfred Müllers (rechts) freuen sich auf die festliche Weihe der Orgel der Ürziger Pfarrkirche St. Marternus. TV-Foto: Ursula Schmieder

Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Josef Loosen, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Alexandra Hauth und Pfarrer Manfred Müllers (rechts) freuen sich auf die festliche Weihe der Orgel der Ürziger Pfarrkirche St. Marternus. TV-Foto: Ursula Schmieder

Ürzig. 15 Jahre lang haben die Bürger von Ürzig für die Orgel ihrer Pfarrkirche St. Maternus gespart. Nun feiern sie den Abschluss der fachmännischen Restaurierung. In dieser Zeit, fast drei Jahre lang, mussten sie sich ohne Orgel behelfen. Sämtliche Orgelpfeifen wurden ersetzt. Allerdings nicht durch neue, sondern aus Kostengründen durch gebrauchte, technisch gute Original-Pfeifen. Vom Ergebnis werden sich Kirchgänger am Sonntag, 5. Mai, bei der Orgelweihe ab 14 Uhr überzeugen können. Im Anschluss an die Messe gibt es ein kleines Konzert. Reinhold Schneck, Orgelsachverständiger des Bistums Trier, wird die "neue" Voltmann-Orgel (siehe Extra) zum Klingen bringen.
Enorme Leistung des Dorfes


Sein fachmännisches Urteil hatte laut Josef Loosen, dem stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden, den Anstoß gegeben, das Instrument zu erhalten. Laut Schneck, der die Restaurierung begleitete, handele es sich um eine wertvolle Orgel. Entsprechend viel musste die Kirchengemeinde investieren: Einschließlich der Elektro- und Malerarbeiten insgesamt rund 138 000 Euro. Für Pfarrer Manfred Müllers ist das eine enorme Leistung des Dorfes: "Die Leute haben jahrelang gespart, bis sie die Arbeiten in Auftrag geben konnten." Sie hätten Geld gesammelt und zahlreiche Aktionen gestartet. Bemerkenswert sei, dass die Spendensumme nicht einzelne Riesenbeträge enthalte, sondern sich aus vielen kleineren zusammensetze.
Viel Eigeninitiative


Das Sümmchen stockte laut Loosen auch der in den Messen rundgehende Opferkorb auf. Einmal im Monat sei der Inhalt in eine Kasse für die Orgel geflossen. Außerdem hätten Jubilare gespendet, die statt Geschenken zu Geburtstagen um Geld für die Orgel baten. Besonders hilfreich war die Idee, das Ürziger Kochbuch "Erzer Deppekauka" herauszubringen, das reißenden Absatz fand.
Gemeindereferent Gerhard Kuhlen-Pfaffendorf habe das organisiert und Ürziger um Rezepte gebeten, weiß Pfarrgemeinderatsvorsitzende Alexandra Hauth zu schätzen. Rückblickend sei es erstaunlich, "wie viel Eigeninitiative aus der Gemeinde kam". Als Beispiel nennt sie einen Alleinunterhalter, der die für Auftritte bei Straßenfesten im Ort erhaltene Gage für die Orgel spendete.
Deren Restaurierung hatte sich laut Loosen durch den bald zehn Jahre zurück liegenden Umbau des ehemaligen Frühmesserhauses der Kirchengemeinde verzögert. Einst hatte dort der Frühmesser gelebt, ein Geistlicher, der als Gegenleistung für seine Ruheständlerunterkunft zur Entlastung des Gemeindepfarrers die Frühmesse zelebrierte. Später waren Pfarrbüro, Sitzungs- und Jugendraum untergebracht in dem Haus, in dem heute Familienfeiern und Seniorentage stattfinden.
Extra

Voltmann-Orgel: Heinrich Voltmann (1830 bis 1909) kam um 1850 als wandernder Orgelbauer nach Klausen. In dem Wallfahrtsort waren damals mehrere Orgelbauer ansässig. Von Voltmann sind in der Zeit von 1865 bis Ende des 19. Jahrhunderts etwa 20 Orgel-Neubauten oder größere Umbauten nachweisbar. Etliche davon erklingen bis heute regelmäßig zu Kirchenfesten und Gottesdiensten. So etwa in den Kirchen von Lieser, Maring, Minheim, Wehlen und Zeltingen oder auch in Hontheim. urs

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