Gespräche mit Investoren laufen

Wittlich · Gibt es eine Zukunft für das Bekleidungshaus Seidel\'s Mode am Markt? Der Betreiber hatte Mitte Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Jetzt laufen intensive Verhandlungen mit Investoren. Gehen die Gespräche gut aus, könnten auch einige der 18 Mitarbeiter übernommen werden.

Wittlich. Es herrscht in diesen Tagen viel Betrieb bei Seidel\'s. Zwar sind Teile des Geschäfts bereits geräumt und die leeren Flächen abgehängt. Aber die Kunden tummeln sich in dem Wittlicher Bekleidungshaus, begutachten das Sortiment, stehen an der Kasse Schlange. Alles ist an Stangen aufgehängt, und alles ist reduziert - Insolvenzrabatt.
Seidel\'s steckt in finanziellen Schwierigkeiten: Wegen Zahlungsunfähigkeit hat der Betreiber, die Seidel\'s Fashion GmbH, am 13. Januar beim Wittlicher Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt (der TV berichtete). Dabei hatte Geschäftsführer Matthias Seidel vor knapp einem halben Jahr noch optimistisch in die Zukunft geblickt. Grund dafür war der Start der Bauarbeiten an der Alten Posthalterei.
Das Geschäft profitiere von dem Umbau, der Marktplatz gewinne an Attraktivität. Das hatte Seidel damals gegenüber dem TV gesagt. Zu der aktuellen Entwicklung will er sich nun nicht äußern. Während der Verkauf im Laden weitergeht, beschäftigt sich die Trierer Rechtsanwältin und Insolvenzverwalterin Anja Hillmann-Stadtfeld mit der Frage, ob und wie das Geschäft saniert und fortgeführt werden kann.
"Wir stehen in intensiven Verhandlungen mit Investoren", sagt sie. Doch sei es für verbindliche Aussagen zu früh. "Oft entscheidet sich erst in letzter Minute, in welche Richtung es geht." Das Insolvenzverfahren werde vermutlich am 1. März eröffnet.
An gleicher Stelle hatte vor fast fünf Jahren das Textilhaus Freckmann einen Insolvenzantrag gestellt. Jetzt hat es auch seinen Nachfolger getroffen. Als Gründe werden sinkende Umsätze, ein aggressiver Wettbewerb und die zunehmende Konkurrenz durch den Online-Handel genannt.
Die nächsten Wochen sind nun entscheidend. "Wenn es zu einer Übernahme kommt", erklärt Hillmann-Stadtfeld, "dann werden wohl auch Mitarbeiter übernommen, vermutlich aber nicht alle. Das hängt dann auch davon ab, was die Investoren sich vorstellen."
Die Löhne der derzeit 18 Mitarbeiter sind im Moment noch über das Insolvenzgeld sichergestellt. Und wenn es nicht zu einer Übernahme kommt? "Dann wird Seidel\'s geschlossen werden müssen."
Extra

Das Insolvenzgeld - auch: Insolvenzausfallgeld - wird den Beschäftigten eines havarierten Unternehmens von der Agentur für Arbeit normalerweise mit Beginn der Verfahrenseröffnung für drei Monate gezahlt. Finanziert wird es über eine Umlage: Die Arbeitgeber entrichten sie monatlich mit dem Gesamt-Sozialversicherungsbeitrag an die Krankenkassen. Die Kassen wiederum geben das Geld dann an die Agentur für Arbeit weiter. Wenn die Fortführung eines insolventen Unternehmens möglich erscheint und der laufende Betrieb aufrechterhalten werden soll, kann das Insolvenzgeld auch vorfinanziert werden. So können Zahlungsausfälle für die Arbeitnehmer vermieden werden. eib

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