Gestohlener Tabernakel liegt monatelang im Gebüsch

Sohren · Für große Empörung hatte ein dreister Kirchenraub im August im Rhein-Hunsrück-Kreis gesorgt: Unbekannte stahlen den Tabernakel aus dem Hochaltar der katholischen Kirche St. Michael. Die Fahndung der Polizei blieb bislang erfolglos. Am Neujahrstag ist der Tabernakel wieder aufgetaucht. Jäger haben ihn im Wald gefunden.

 Brutal versuchten die Diebe den Tabernakel zu öffnen. Der Schaden wird auf über 10 000 Euro geschätzt. Küster Albert Kupp ist entsetzt über den barbarischen Akt. Foto: Werner Dupuis

Brutal versuchten die Diebe den Tabernakel zu öffnen. Der Schaden wird auf über 10 000 Euro geschätzt. Küster Albert Kupp ist entsetzt über den barbarischen Akt. Foto: Werner Dupuis

Sohren. Der Tabernakel ist ein besonders sensibler Ort im katholischen Ritus. Darin werden die in der Heiligen Messe gewandelten Hostien, die nach katholischem Glauben den Leib und das Blut Christi symbolisieren, aufbewahrt. Um den Inhalt zu schützen besteht das Sakramentshaus, ähnlich wie bei einem Tresor, aus dicken Wänden von Metall und einer besonders gesicherten Tür. Die Frontseite ist häufig kunstvoll verziert. In der Nacht zum 12. August drangen die Diebe durch eine Seitentür in das Gotteshaus. Mit roher Gewalt brachen sie den Tabernakel aus dem neugotischen, 1907 geweihten Altar. Darin befanden sich ein goldener Kelch und ein besonderer Hostienbehälter, eine Custodia. Wegen des Gewichts muss es sich um mehrere Täter gehandelt haben.
Die Ermittlungen der Polizei blieben erfolglos. Deshalb orderte die Kirchengemeinde einen Tabernakel sowie Custodia und Kelch in der Goldschmiedewerkstatt der Schönstätter Marienbrüder. Kurz vor Weihnachten wurde das Sakramentshaus geliefert, eingebaut und beim Weihnachtsgottesdienst in einem besonderen Zeremoniell rituell gesalbt. Am Neujahrstag geschah dann, womit niemand mehr gerechnet hatte. Im einem Gebüsch an einer Ausbuchtung der Straße von Simmern nach Altweidelbach lag der Tabernakel. Ein Loch klaffte in der linken, vergoldeten Tür. Beim genauen Hinsehen entdeckte der Finder ein goldenes Gefäß im Inneren. Die Polizei brachte den besonderen Fund in Sicherheit. Die unbekannten Täter versuchten handwerklich sehr dilettantisch die zentimeterdicke Tür mit einem Trennschneider zu öffnen. Außerdem versuchten sie an einer Seite die Türscharniere aufzubrechen. Irgendwann brachen sie ab und entledigten sich ihres Diebesgutes. Nach Prüfung durch die Versicherung soll der Tabernakel geöffnet und der Inhalt geborgen werden. Den in Schönstatt georderten Kelch und den Hostienhalter hat die Kirchengemeinde bereits abbestellt. WD

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