Gesundheit gewinnt im Kurhaus an Gewicht

Mit Kur hat das Manderscheider Kurhaus nicht mehr viel zu tun. Bäder-Kuren werden in der Physiotherapie-Praxis im Keller nur noch selten verlangt. Doch das Thema Gesundheit wird im Rahmen des Projekts "Gesundheitslandschaft Vulkaneifel" bald wieder eine größere Rolle im Haus spielen.

 In erster Linie Tourist-Information, aber auch Bürgerhaus-Ersatz: Das Manderscheider Kurhaus vom Teich im Kurpark aus gesehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

In erster Linie Tourist-Information, aber auch Bürgerhaus-Ersatz: Das Manderscheider Kurhaus vom Teich im Kurpark aus gesehen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Manderscheid. Das Manderscheider Kurhaus erfüllt viele Zwecke. Es ist vor allem als Tourist-Information bekannt und kommt als solche bei der geplanten Sanierung (siehe Extra) in den Genuss von Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II.

Heute gibt es noch ganze fünf Badekuren pro Jahr



Das Kurhaus fungiert auch als Bürgerhaus. Die Vereine nutzen es für Proben und Veranstaltungen. Der Stadtrat und Verbände wie der Bauern- und Winzerverband halten dort Versammlungen ab. Auch Privatleute können das Haus für Feiern mieten.

Und die Kur? Schlägt sie sich noch woanders nieder als in den jährlich zehn Kur-Konzerten des Musikvereins? Und ob. Gekurt wird im Keller des Hauses - allerdings nicht mehr allzu oft. "Wir haben jährlich noch ganze fünf Gäste, die hier eine Badekur erhalten", sagt die Physiotherapeutin Karin Plei-Jendryssek. Sie hat seit etwa 15 Jahren das Untergeschoss für ihre Praxis gepachtet, hat aber auch schon vorher in dem Haus gearbeitet.

1980 wurde das rund 1,65 Millionen Euro teure Gebäude eingeweiht. Plei-Jendryssek: "Zu Beginn gab es da noch viele offene Badekuren." Sie schätzt deren Zahl auf rund 200 im Jahr. Viele im Bergbau Tätige aus dem Ruhrgebiet, die bei der Knappschaft versichert waren, wurden in der Eifelklinik mit ihrem damaligen internistischen Schwerpunkt behandelt. Die Ehepartner hätten dann oft eine Bäderkur absolviert, sagt Plei-Jendryssek. Im Kurhaus gab es Kneippsche Anwendungen, Massagen, Fango, medizinische Bäder oder auch Wechselgüsse.

Kuren werden kaum noch verschrieben



Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Krankenkassen haben immer weniger Kuren verschrieben, die damaligen Anwendungen kamen aus der Mode. In den 90ern hat die Eifelklinik ihren Schwerpunkt hin zur Psychosomatik verlagert. Plei-Jendryssek: "Schade, dass viele Anwendungen wie die Kneipp-Kuren heute nicht mehr verschrieben werden, wir waren damit erfolgreich. Die Therapien geraten in Vergessenheit." Die Physiotherapeutin kann heute in ihrer Praxis immer noch Bäderkuren anbieten. Doch ihr Schwerpunkt liegt mittlerweile auf der Physiotherapie.

Doch das Thema Gesundheit wird auch außerhalb der Physiotherapie in Zukunft eine Rolle im Kurhaus des heilklimatischen Kurorts spielen. Derzeit wird das Konzept für die "Gesundheitslandschaft Vulkaneifel" erarbeitet, in dessen Rahmen auch der Kurpark aufgewertet werden soll. Die drei Kurorte Daun, Manderscheid und Bad Bertrich haben sich für das Gesundheitstourismus-Projekt zusammengeschlossen. Ziel ist, im Rahmen der beruflichen Gesundheitsförderung von Krankenkassen und Unternehmen unterstützt zu werden. Erste Angebote soll es im Sommer geben.EXTRA Sanierung: Die Ausschreibung für die Sanierung des Kurhauses ist bereits auf den Weg gebracht. Bürgermeister Wolfgang Schmitz rechnet damit, dass die Arbeiten für rund 300 000 Euro, von denen 250 000 Euro bezuschusst werden, in drei bis vier Wochen beginnen können. Vier Monate lang soll die Sanierung des Kurhauses in Anspruch nehmen. Die Tourist-Info wird in dieser Zeit im alten Kindergarten untergebracht. Geplant ist, das Foyer mit einer neuen Beleuchtung und zwei Glaskuppeln heller zu gestalten. Zudem wird die Theke nach vorne neben die Eingangstür verlegt. Die Bodenfliesen, die Toiletten, die Decke und das Dach werden erneuert. In die Ausschreibung mitaufgenommen wurde neues Mobiliar für die Lese-Ecke im Foyer. (mai)

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