Gezeichnete Heimat

Eine Karte, die TV-Leser Reinhold Anton zur Verfügung gestellt hat, zeigt mehrere Ansichten aus Immert aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Um diese Zeit gab es von zahlreichen Hunsrücker Dörfern gezeichnete und mehrfarbige Karten. Meist zeigten sie ortstypische Ansichten sowie Sehenswürdigkeiten der Umgebung.

Immert. (cst) Schon kurz nach 1900 konnten die Immerter den ersten "Gruß aus Immert" verschicken. Die Motive auf der Karte waren noch nicht fotografiert, sondern von Hand gezeichnet und coloriert. Auf der Karte ist eine "Straßenansicht" der heutigen Glockenstraße zu sehen. Links im Bild ist die ehemalige Kapelle abgebildet, die bereits 1820 zu einem Schulgebäude umgebaut wurde. Nach dem Neubau eines größeren Schulhauses 1869 diente das Gebäude laut Bürgermeister Bernd Weinig erst als Armenhaus. Bis in die Mitte der 70er Jahre war ein Lebensmittelgeschäft darin untergebracht.

Heute ist das Gebäude ein privates Wohnhaus. Nach einem Dachstuhlbrand im März dieses Jahres wird es momentan saniert. Der Glockenturm ist allerdings schon länger nicht mehr da.

Weinig sagt, dass in dem Gebäude noch die Eichenbalken vorhanden sind, auf denen der Turm errichtet war. Seit wann und warum der Turm verschwunden ist, weiß er nicht. Ein anderes historisches Immerter Haus ist das ehemalige Gasthaus "Barriere". Das heute leer stehende Gebäude an der Hunsrückhöhenstraße diente den Preußen ab 1852 als "Chausseegeld-Hebestelle" an der Provinzialstraße, die von Saarbrücken über Thalfang und Morbach nach Bernkastel-Kues verlief. Ende der 30er Jahre wurde der Betrieb nach dem Bau der Hunsrückhöhenstraße um eine Tankstelle erweitert. Die anderen Motive sind auch auf vielen weiteren historischen Ansichtskarten zu finden. Der Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Erbeskopf als "Höchster Punkt der Rheinprovinz" war anscheinend schon um 1900 überregional bekannt, so dass die Zeichner der Ansichtskarten den Turm als Werbung für die Gemeinde Immert benutzten. Die Zeichnung der kämpfenden Hirsche diente als Hinweis auf den stark bewaldeten Hunsrück mit seinem Wildreichtum.

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