Giftkraut auf dem Vormarsch

Man sieht es dem hübschen gelben Kraut nicht an, aber es ist gefährlich. Das Jakobskreuzkraut ist an Böschungen, Straßenrändern, Brachflächen und Bahndämmen immer weiter auf dem Vormarsch. In Hetzerath geht die Gemeinde gegen die tödliche Wildpflanze vor.

 Das giftige Jakobskreuzkraut sprießt allerorts – auch in Hetzerath. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Das giftige Jakobskreuzkraut sprießt allerorts – auch in Hetzerath. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Hetzerath. Mit Mähmaschinen rücken die Gemeindearbeiter in Hetzerath derzeit dem giftigen Jakobskreuzkraut auf den Leib. Den Anstoß gab Gemeinderatsmitglied Rita Wagner (Wählergruppe Wagner). Nach einem Todesfall in Baden-Württemberg, der mit Jakobskreuzkraut in Verbindung stand, habe sie gedacht, "ich muss jetzt was tun", sagt Rita Wagner.

Vollblüte vermutlich Mitte Juli



Sie nahm Angelika Brost (SPD) mit ins Boot, um die Gemeinde auf das Problem aufmerksam zu machen. Auf ihr Anliegen reagierte Ortsbürgermeister Ottmar Mischo prompt und veranlasste, das Jakobskreuzkraut zu mähen. Rita Wagner appelliert: "Wir brauchen wieder eine Verordnung, dass Besitzer privater Flächen Unkraut beseitigen müssen." Sie verlangt von den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden einen Aufruf zum Mähen, um eine weitere Ausbreitung der giftigen Pflanze zu verhindern. Dazu rät auch Werner Roth vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel (DLR). "Das Kraut kommt jetzt in die Vollblüte. Bevor die Blüte weiß wird, muss gemäht werden, um den Pollenflug zu verhindern." Für Hetzerath rechnet er damit, dass dieses Stadium Mitte Juli erreicht sein wird. Das DLR hat in den vergangenen Jahren eine Zunahme des Jakobskreuzkrautes festgestellt, beispielsweise im Industriegebiet Föhren. Ursachen gebe es mehrere, sagt Roth. Eine seiner Theorien: "Es ist mehr geworden, weil es in Saatgutmischungen drin war."

Das kann die Agraraufsicht der ADD nicht bestätigen. Ursula Crane, bei der ADD in Trier zuständig für die Kontrolle des Saatgutes, das zum Verkauf angeboten wird, weist darauf hin, dass es auf dem Markt keine Samenmischungen mit Jakobskreuzkraut gebe. Allenfalls könnte es als Verunreinigung enthalten sein, das sei nicht auszuschließen. Allerdings sei es bei den regelmäßigen Kontrollen noch nie gefunden worden. In landwirtschaftlichem Saatgut sei es sowieso verboten, allerdings gebe es Toleranzwerte, sagt Ottmar Laufer von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach. Er denkt, dass sich das giftige Unkraut so stark vermehrt, weil es nicht bekämpft wird.

Helmut Wiedenfeld vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn sieht das genauso: Das Verbot von Pflanzengiften sei für die starke Ausbreitung des heimischen Kreuzkrautes verantwortlich.

Werner Roth nennt mangelnde Pflege der Flächen als weitere Ursache. "Böschungen an Straßen werden nur noch einmal gemäht." Auch Pferdehalter sieht Roth in der Verantwortung: "Sie bewirtschaften ihre Flächen nicht ausreichend." Dabei ist das Kraut gerade für Pferde eine große Gefahr.

Die Landwirtschaftskammer empfiehlt Weidebesitzern, spätestens bei Beginn der Blühte zu mähen. Einzelpflanzen sollten mit Wurzeln ausgerissen werden. Dabei sollen Handschuhe getragen werden. Die Landwirtschaftskammer ruft auch den Landesbetrieb Mobilität, die Straßenmeistereien und die kommunalen Bauhöfe auf, die gefährliche Giftpflanze zu entfernen.

Weitere Informationen beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel unter Telefon 06561/9648-0 oder im Netz: www.ak-kreuzkraut.de.

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