Gladbacher Eifelblümchen trennen sich

Gladbach · Im Kreis-Chorverband waren Ende des vorigen Jahres 56 Vereine organisiert. Nur 19 davon sind gemischte Chöre. Jetzt ist es einer weniger: Die Eifelblümchen aus Gladbach haben sich aufgelöst.

 Lange haben sie in Gladbach mit ihrem Gesang den Ton angegeben, die Eifelblümchen mit dem Blümchen im Vereinslogo. TV-Foto: Ursula Quickert

Lange haben sie in Gladbach mit ihrem Gesang den Ton angegeben, die Eifelblümchen mit dem Blümchen im Vereinslogo. TV-Foto: Ursula Quickert

Gladbach. Wer Karl-Josef Wagner und Heinz Hoegner von ihrer Begeisterung fürs Singen sprechen hört, der möchte am liebsten gleich selbst ein Lied anstimmen. Seit seinem elften Lebensjahr singt Wagner, war 36 Jahre lang bei den Gladbacher Eifelblümchen aktiv, jahrelang als erster Vorsitzender. Doch im Verein gab es zu wenige Mitglieder in seinem Alter. Der Durchschnitt lag bei 67 Jahren, nur drei waren unter 50, viele aber über 70 und konnten nicht mehr mitfahren zu Auftritten in anderen Gemeinden.
"Es tut schon weh"



Nun hat der Verein einstimmig beschlossen, sich aufzulösen. Im nächsten Jahr wäre er 90 Jahre alt geworden. 1922 wurde er als Männergesangverein gegründet, nach dem Krieg sangen auch Frauen mit. Etwa 20 Mitglieder zählte er in den vergangenen Jahren, doch wegen des Alters hatten einige Sänger Probleme, die hohen Töne zu halten, erklärt Kassierer Hoegner. Zudem sei es nötig gewesen, einmal im Jahr ein Fest zu veranstalten, um Einnahmen zu haben. "Kirchenchöre erhalten im Gegensatz zu uns ja Zuschüsse von der Kirche", erklärt Wagner. Die älteren Mitglieder aber konnten bei den Festen nicht mehr so mit anpacken wie früher.
Mittlerweile liegen die letzten Auftritte ein Jahr zurück. 2007 gab es noch 15 Konzerte, dann wurden es nach und nach weniger.
Den Verein aufzulösen war kein leichter Schritt. "Viele haben sich immer auf den Probeabend gefreut, nach dem wir noch gemütlich zusammengesessen haben", erzählt Wagner. Weder das Alter noch Erkrankungen hielten die Eifelblümchen davon ab, zu proben und danach im Vereinslokal ein Liedchen anzustimmen.
Doch der Nachwuchs fehlte. "Es ist eben nicht leicht, mit dem deutschen Volkslied und Kirchenmusik Leute hinterm Ofen hervorzulocken", sagt Schriftführerin Steffi Voigt. Hoegner befürchtet, dass das Singen als Gut verloren geht. "Es gehört Mut dazu, frei zu singen, das stärkt das Selbstbewusstsein." Auch in der Schule werde das vernachlässigt.
"Es tut schon weh", sagt Wagner über die Auflösung. Zwei Mitglieder singen jetzt beim Kirchenchor Bruch, andere geben das Hobby auf, weil es in der Gegend keinen anderen gemischten weltlichen Chor gibt. Doch Gladbach hat viele eigene Lieder, und so wird Wagner bei Polterabenden weiter ein gefragter Sänger sein, um das Polterlied anzustimmen. uq

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