Glaube im Alltag: Mensch, wo bist du?

Jeder Deutsche Evangelische Kirchentag hat eine Losung, einen biblischen Text, aus dem sich seine zentralen, inhaltlichen Fragen ableiten. Sie ist seine Richtschnur und Ausgangspunkt für die Bibelarbeiten, Predigten und Liturgien zwischen dem Auftakt am Abend der Begegnung und dem großen Schlussgottesdienst.

Die Losungen sollen aber auch über den Kirchentag hinaus die Besucherinnen und Besucher zurück in den Alltag begleiten und hier eine Dynamik und gesellschaftspolitische Aufbruchstimmung bewirken.

Für den 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 20. bis 24. Mai in Bremen ist das Wort aus der biblischen Schöpfungsgeschichte ausgewählt und erstmals in Frageform formuliert: Mensch, wo bist du?

Traditionell, aber leider sehr einseitig, wird das 3. Kapitel des 1. Mose-Buches als Geschichte des Sündenfalls bezeichnet, dabei ist im Text an keiner Stelle von Sünde die Rede.

Es ist eine sehr poetische Geschichte über das Menschsein, über die Möglichkeiten und Grenzen unserer menschlichen Existenz, unsere Wünsche und Versuchungen, Ziele und Herausforderungen. Ein Text, wie gemacht für eine Kirchentagslosung. Diese Losung soll nachdenklich stimmen und fragt: Mensch, wofür stehst du im Leben, wo schlägt dein Herz, wo ist dein Standpunkt? Wofür entscheidest du dich zwischen den beiden Polen, zwischen Gut und Schlecht?

Die Geschichte aus dem 1. Buch Mose erzählt eigentlich nicht das, was am Anfang geschah, sondern das, was das Menschsein tagtäglich ausmacht. In diesem Sinne ist die Kirchentagslosung von 2009 Spurensuche und Zeitansage zugleich, die den Blick auf aktuelle Fragen und Probleme lenkt und die Besucher des Kirchentages dazu einlädt, im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung Position zu beziehen.

Also, lassen wir uns fragen: Mensch, wo bist du?!

Pfarrerin Susanne Triebler, Wittlich

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