Glaube im Alltag

Die Fronleichnamsprozession ist nun wirklich nicht jedermanns Sache. Für manchen gehört sie zur Folklore, bei anderen werden nostalgische Gefühle geweckt, manch einer empfindet sie als Machtdemonstration der Katholiken, und für wieder andere ist sie Ausdruck ihres katholischen Christseins und kommt einem öffentlichen Glaubensbekenntnis gleich.

 Monika Bauer-Stutz.Foto: privat

Monika Bauer-Stutz.Foto: privat

Die katholische Kirche lehrt die Gegenwart Jesus Christi im eucharistischen Brot. Durch Jesu Leben, seine Verkündigung vom Reich Gottes, durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen wissen wir, dass Gott einer ist, der eine Leidenschaft für uns Menschen hat. Er neigt sich, uns immer schon zuvorkommend, dem einzelnen Menschen zu. Er ist ein Gott, der mit uns zu tun haben will, der in unserem konkreten Leben sichtbar und erfahrbar sein will. Manch einem fällt dennoch diese Form der Verehrung schwer. Vielleicht kann die Vorstellung, im Blickkontakt mit Jesus Christus zu gehen, einen Zugang ermöglichen. In diesem Blickkontakt kann man ihm und sich selbst nahe kommen. Dieser Blickkontakt kann ehrfürchtig staunen lassen, die eigenen Gedanken und Emotionen wahrnehmen lassen, innere Widerstände klären, Vor-Urteile mildern oder ganz einfach offener für Gott und andere Menschen machen. Der Blick Jesu ist wohlwollend und würdigend, freundlich und bejahend. Er lässt den Menschen aufrecht gehen und klarer, weiter sehen. Es ist ein gütiger Blick, der es möglich macht, selbst großmütig zu sein. An Fronleichnam erinnern und zeigen wir ausdrücklich, dass unser Gott in unserm Alltag, dort, wo wir leben, leiden und lieben, zugegensein will, dass er uns im Blick behält und sein Blick uns hält. Monika Bauer-Stutz ist Gemeindereferntin in der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues.

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