GLAUBE IM ALLTAG

Der 17-jährige Bastian ist in der Berufsschule - verhaltensauffällig, nervig für die Mitschüler. Man mag ihn nicht und schließt ihn von gemeinsamen Aktivitäten aus.

Bastian kommt immer häufiger zu spät zur Schule und schwänzt bald immer öfter den Unterricht. Marc, Afrikaner, in derselben Klasse, gut integriert und als Kumpel beliebt, versucht, den unbeliebten Bastian mit einzubeziehen, was ihm selbst einiges an Ärger und Beschimpfungen einbringt. Als dann zum Schuljahresende die Klassen neu formiert werden, kommt man frohlockend auf ihn zu: "Wir sind ihn los!" Sie hatten nämlich erreicht, dass ihre Clique in einer Klasse zusammen sein kann - mit Marc, ohne Bastian. Trotz allen Unverständnisses bei seinen Kumpeln entscheidet sich Marc spontan für die andere Klasse, mit Bastian, und riskiert damit seinen Ausschluss aus der Gruppe. Sein Kommentar: "So kann man mit dem Jungen nicht umgehen!" Nach den Ferien wird Marc mit der ironischen Bemerkung empfangen, er müsse noch Bastian übers Handy wecken, wie er es schon viele Male getan hatte. Aber zum Erstaunen aller sitzt der Junge schon im Klassenraum, und das überhebliche Grinsen weicht der verständnislosen Frage, was denn nun in ihn gefahren sei. "Ich weiß jetzt, dass es Marc wichtig ist, dass ich zur Schule komme und dass er mich erwartet. Ich habe keine Angst mehr vor euch und auch nicht vor der Schule", ist seine klare Antwort. Inzwischen hat Bastian die Prüfung bestanden und sammelt in Italien als Hotelfachmann Erfahrungen in dieser Branche. Spontan fällt mir der Spruch auf einem Kalenderblatt ein: "Es gibt kein besseres Mittel, das Gute in den Menschen zu wecken, als sie so zu behandeln, als wären sie schon gut" (F. Rabelais). Genauso begegnet uns Gott. Er weiß um unsere Schwächen und Fehltritte und nimmt uns dennoch liebend an. Er grenzt uns nicht aus, sondern nimmt uns so an, wie er sich uns als sein Ebenbild gedacht und ins Leben gerufen hat. Die Geschichte von Bastian und Marc - kein modernes Märchen, vielmehr Realität, gelebter Glaube im Alltag. Elfriede Klar ist Lehrerin im Ruhestand.

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