Glaube im Alltag

Ein glückliches neues Jahr! - Wie oft habe ich diesen Wunsch in den letzten Tagen ausgesprochen, auf Karten an vertraute Menschen geschrieben und selbst gehört! Ist dies mehr als eine Floskel oder ein guter Brauch? In diesem Wunsch kann Zugewandtheit zum Ausdruck kommen. Auch kann darin Dankbarkeit gegenüber Weggefährten des zu Ende gehenden Jahres mitschwingen.

Das Glück, das wir uns wünschen, gilt der Zukunft. Das deutsche Wort Zukunft ist zweideutig. Die lateinische Sprache kennt zwei Begriffe hierfür: futurum und adventus. Mit futurum ist die Zukunft gemeint, die vorausschaubar, planbar und machbar ist. Es wird wieder Frühling, aus dem Samenkorn wird eine Frucht, nach neun Monaten wird ein Kind geboren. Dieser Zukunft steht die mit adventus gemeinte Zukunft gegenüber, eine Zukunft, die auf uns zukommt, die unplanbar ist und auf die wir keinen direkten Einfluss haben. Nicht vorherzusehen ist zum Beispiel, welchen Menschen wir begegnen, ob wir gesund bleiben oder krank werden, wie lange unser Leben währt. Auf welche Art von Zukunft beziehen sich unsere guten Wünsche? Zunächst sicher auf das Ungewisse, zum Beispiel dass wir gesund bleiben, unser Tun sich positiv auswirkt oder wir guten Menschen begegnen. Wenn die Neujahrswünsche keine leicht dahingesagte Floskel bleiben sollen, könnte damit auch zum Ausdruck gebracht werden: Für den planbaren und machbaren Anteil deiner Zukunft - futurum -, möchte ich mit dazu beitragen, dass dein Leben im kommenden Jahr gelingt! Dann übernehme ich mit meinen guten Wünschen ein wenig Verantwortung auf mich, dass das Gewünschte auch in Erfüllung gehen kann. Als Christ vertraue ich den unbeeinflussabaren Teil der Zukunft - adventus - Gott an. Im Weihnachtsgeheimnis feiern wir, dass Gott so verliebt in uns Menschen ist, wir ihm so wichtig sind, dass er selbst in Jesus von Nazareth Mensch wurde. Mit meinen Neujahrswünschen vertraue ich darauf, dass dieser menschenfreundliche Gott allen Menschen, denen ich ein glückliches neues Jahr wünsche, im kommenden Jahr ein verlässlicher Wegbegleiter ist. Wie der Begriff Zukunft so können auch unsere Neujahrswünsche zwei einander ergänzende Bedeutungen haben. Und wenn ich sie nicht nur unverbindlich dahersage, beinhalten sie eine Zusage und eine Verpflichtung. In diesem Sinn wünsche ich ein glückendes Jahr 2012. Wolfram Viertelhaus aus Wittlich ist Religionslehrer im Ruhestand und Vorsitzender des Fördervereins Autobahnkirche St. Paul.

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