GLAUBE IM ALLTAG

Klar, wir haben die Fastenzeit, und das Thema Fasten steht hoch im Kurs, nicht nur bei gläubigen Menschen. Ob es nun ums Heilfasten geht, ums Autofasten oder irgendeine andere Art des Fastens, als gläubiger Mensch vermisse ich dabei regelmäßig den Dreiklang von Gebet, Fasten und Werke der Nächstenliebe.

Etwas, was für mich untrennbar zusammengehört. Petrus Chrysologus drückte es so aus: "Was das Gebet erbittet, wird dem Fasten gewährt, und die Barmherzigkeit nimmt es in Empfang. Gebet, Barmherzigkeit und Fasten, diese drei Dinge sind eins, und sie verleihen sich gegenseitig Leben. Die Seele des Gebetes ist das Fasten, das Leben des Fastens ist die Barmherzigkeit. Niemand reiße die drei auseinander, sie vertragen keine Trennung. (...) Wer also betet, der faste auch; wer fastet, übe auch Barmherzigkeit; wer selbst gehört werden will, der höre auf den Bittenden. (...) Wer fastet, soll verstehen, was fasten heißt: Damit sein Hunger von Gott bemerkt wird, bemerke auch er, wenn ein anderer hungert. Wer auf Erbarmen hofft, der erbarme sich. Wer Liebe sucht, der übe sie." Da wird in alter Sprache gesagt, was auch heute noch Gültigkeit hat und was wir, weil so vieles möglich ist in unserer Gesellschaft, allzu leicht vergessen: dass der Mensch sich nicht selbst verdankt, dass er Geschöpf ist, angewiesen auf Zuwendung. Dass Leben darum nur gelingen kann im Miteinander. Fasten kann Ausdruck dieses Wissens sein. Es geht nicht nur um das Verlieren von ein paar Pfunden oder um das Entschlacken des Körpers. Es geht um viel mehr, um das Sichselbstfinden in der Zuwendung zum Anderen, sei es nun Gott oder Mensch. Nennen wir das Gebet dann ruhig die Zuwendung zu einem anderen, das Fasten das konkrete Durchleben der eigenen Bedürftigkeit, und die Barmherzigkeit als Reaktion auf diese Erfahrung die Hilfe für andere zur Menschwerdung. In diesem Sinne Ihnen allen spannende Erfahrungen mit dem Fasten. Pfarrer Johannes Jaax ist Dechant im Dekanat Wittlich.

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