In Luxemburg hatte ich gerade meinen Tank gefüllt, als ich bemerkte, dass sich mein Geldbeutel zu Hause in der anderen Handtasche befand. Nach Anweisung der Kassiererin musste das Auto stehenbleiben, bis die Rechnung beglichen war. Ratlos zog ich mich zurück, blätterte etwas verloren in meinem Adressbuch herum, als seitlich hinter mir jemand sagte: "Ich bezahle das für Sie und gebe Ihnen dann meine Kontonummer." Ich muss die junge Frau wohl eine Weile verständnislos angestarrt haben, bevor es mir über die Lippen kam: "Das würden Sie für mich tun?" "Ja, ich vertraue Ihnen", sagte sie und war schon auf dem Weg zur Kasse. "Haben Sie ihn doch gefunden?", empfing mich die Kassiererin. "Die junge Frau übernimmt das für mich", brachte ich mit belegter Stimme heraus. "Da hatten Sie aber Glück, jemand Bekanntes getroffen zu haben", fuhr sie fort. "Nein, wir kannten uns vorher nicht", sagte ich kurz. "Und das tun Sie?!", wandte sie sich ungläubig an meine Begleiterin. "Ich vertraue ihr", war deren knappe Antwort, während sie meine Schuldigkeit über 60 Euro mit ihrer Karte erledigte. Im Auto schrieb sie mir ihre Kontonummer auf und wünschte mir eine gute Heimfahrt. Auf meine Nachfrage erfuhr ich, dass sie Studentin in Trier ist, und sie heißt mit Vornamen Christa. Obwohl sich die Schranke an der Zapfsäule bereits geöffnet hatte, saß ich noch immer wie gelähmt am Steuer und konnte nicht fassen, was soeben geschehen war. Es drängt mich, diese "meine" Weihnachtsgeschichte mit vielen zu teilen, besonders mit jenen, die nach persönlichen Enttäuschungen nicht mehr an das Gute in der Welt glauben können. Hautnah hatte mich die Botschaft der Weihnacht getroffen: Werde Mensch - wie Gott Mensch wurde! Elfriede Klar ist Lehrerin im Ruhestand.