Glaube im Alltag

Wo fehlt es denn? Die Frage, die ein Arzt seinem Patienten stellt. Die Gesundheit.

 Pfarrerin Susanne Triebler. Foto: privat

Pfarrerin Susanne Triebler. Foto: privat

Mancher horcht ständig auf die Signale seines Körpers und verbringt einen guten Teil seines Lebens in ärztlichen Wartezimmern. Oft sind die Befürchtungen unbegründet, wie in der heiteren Episode, die ich gefunden habe: Der zerstreute Professor kann nicht mehr aufrecht gehen. Der ihn untersuchende Arzt empfiehlt: Ein Rat: Lösen Sie den obersten Hosenknopf aus dem dritten Knopfloch Ihrer Weste und Sie werden sehen, alles wird gut. Damit sind wir, wenn auch etwas humorvoll, mitten im Thema. Heile mich Herr, so werde ich geheilt, heißt es beim Propheten Jeremia. Ich denke an jene Frau, von der im 13. Kapitel des Lukasevangeliums erzählt wird. Sie war 18 Jahre lang gekrümmt und unfähig, sich aufzurichten. Als aber Jesus sie sah, heißt es, rief er ihr zu und sprach zu ihr: Frau, du bist gelöst von deiner Schwäche. Und er legte ihr die Hände auf und sofort wurde sie gerade und verherrlichte Gott. So der biblische Bericht. Ihr Leiden ist echt gewesen und die Heilung hundertprozentig. Jesus Christus kann auch heute noch Krummes gerade machen. Doch ihm liegt nicht daran, uns zu kurieren, damit wir unsere Gottlosigkeit ausleben, sondern er möchte uns im Kern unseres Wesens verändern. Leider gibt es nicht nur eingebildete Kranke so wie den Professor, der sich verknöpft hatte, sondern es gibt auch eingebildete Gesunde. Die nach dem Motto leben: Ich bin mit mir im Lot, was ich mache, ist richtig und ich scheue niemanden. Diese Fehlhaltung, um in der medizinischen Sprache zu bleiben, ist weit verbreitet. Durch nicht eingestandene Schuld und Selbstgerechtigkeit, die ja letztendlich auch Selbsttäuschung sind, verkrümmt man innerlich, obwohl trotzig der aufrechte Gang geprobt wird. Ich denke, wir sollten es nicht zu Haltungsschäden kommen lassen, die in Ewigkeit nicht mehr zu reparieren sind. Pfarrerin Susanne Triebler, Wittlich

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