Glaube im Alltag

Mit seiner Aussage über die "versiffte" Loreley hat Kulturstaatssekretär Walter Schumacher dieser Tage für heftige Diskussionen, teils auch für Verärgerung gesorgt. Schumachers Ausdrucksweise mag fragwürdig und überzogen sein.

Das Anliegen, Regionen mit ihrem je eigenen Charakter, ihren Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmälern zu fördern, Touristen nahe zu bringen und ansprechend zu vermarkten, kann ich gut nachvollziehen. Ein Kulturdenkmal ist attraktiv, wenn der Besucher einen Zugang zu seiner Bedeutung gewinnen kann, wenn es gepflegt und einladend präsentiert wird. Was in Sachen Tourismus, Kultur oder Geschichte gilt, scheint mir auch für Geisteshaltungen und Überzeugungen bedenkenswert. Wie alle Religionen ist das Christentum auch geschichtlich gewachsen. Es findet seinen Ausdruck in einer bestimmten Lebensart, hat seine "Denkmäler" und "Folklore". Manches scheint erklärungsbedürftig, will entstaubt werden, um wieder ursprünglicher, frischer, farbenprächtiger und einladender zu sein. Wie bei einem Kulturdenkmal reicht es nicht aus, den Glauben zu "haben", ihn lieblos zu "be-sitzen". Er will erfahren werden, will mit unserem Leben zu tun haben, will lebendig sein. Die Debatte um den Tourismus in Rheinland-Pfalz hat einiges in Bewegung gebracht. Auch in unserem Bistum ist vieles in Bewegung geraten. In der Synode und an vielen anderen Orten versuchen Christen und Christinnen, Kirche in dieser Zeit und in unserer Gesellschaft neu zu gestalten. Vielleicht kann für uns alle der Spruch, der an einem der Eingangstore zum Exerzitienhaus in St. Thomas steht, ein hilfreicher Impuls sein, wenn es darum geht, Altem und Neuem wertschätzend zu begegnen und es sinnvoll zusammenzufügen: "Lasst uns am Alten so es gut ist halten. Doch auf altem Grund Neues schaffen zu jeder Stund." Monika Bauer-Stutz, Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues

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