GLAUBE IM ALLTAG

Meinung Die Welt gestalten und bewahren Vor ein paar Wochen wurde in unserem Pfarrgarten nach Erdarbeiten ein Teil des Rasens frisch eingesät. Ein paar grüne Fransen haben es tatsächlich mit Mühe und äußerst mutig bisher ans trockene Tageslicht geschafft.

Das sieht irgendwie albern aus zwischen der Wüstenei staubigen Bodens. Hätten wir uns auch sparen können. Der Regen, der bisher bei uns runterkam, der war zu heftig und viel zu kurz. Auch und gerade für unsere Landwirtschaft. Aber nicht nur wir jammern über das Wetter. In Australien sind ja neulich riesige Gebiete unter Wasser gesetzt worden, und in den USA fegen manchen südlich ansässigen Bewohnern scheinbar regelmäßig Megastürme samt Hausrat und Autos um die Ohren. Das Erwähnte ist nur beispielhaft und alles andere als eine vollständige Liste der zeitnahen Besonderheiten von Mutter Natur. "Klimawandel" rufen die einen. "Alles Quatsch!" meinen die anderen - und bringen jeweils wohlfeile Argumente ins Spiel, während die dritten die altvertraute Lebensweisheit verlauten lässt: "Ei, man musset ebe hole, wie et kimmt!" Wer hat nun recht? Kann ich so nicht sagen. Darum geht es mir gerade auch nicht. Es geht mir vielmehr um eine alte Erkenntnis, die es verdient hat, wieder viel mehr modern zu werden, und die lautet so: Wir haben nicht alles in der Hand und schon gar nicht im Griff, auch wenn wir gerne danach streben. Ich denke an die biblischen Schöpfungsberichte, die mir genau das nahebringen wollen. Wir Menschen mögen zwar sowas wie die Krone der Schöpfung sein, wenn es um unsere Fähigkeiten, unser Denkvermögen und die Möglichkeiten geht. Wir sind aber weder ihr Ursprung noch deren alles kontrollierenden Herren. Dabei haben wir einen klaren Auftrag erhalten. Herrschen in der Schöpfung, aber im Sinne Gottes. Und das bedeutet Bebauen und Bewahren! Das ist wohl manchmal ein Spagat, weil je nach Auffassung der eine oder der andere Teil des Auftrages mehr beherzigt wird. Allerdings sollte uns klar sein: Nur zu bebauen ohne dabei zu bewahren, das geht schief. Darum ist es notwendig, nicht blauäugig dem steten Fortschritt unter dem Vorzeichen der Machbarkeit freien Lauf zu lassen, sondern kritisch nachzufragen, wie es denn mit der Bewahrung der Schöpfung dabei aussieht. Ein gar nicht so alter Spruch lautet: "Wir haben unsere Welt nur von unseren Kindern geliehen." Ein weiterer aber sollte zuvor gehört werden: "Wir haben diese Welt von Gott anvertraut bekommen, um sie zu gestalten und dabei zu bewahren." An diesem Auftrag werden wir uns messen lassen müssen. Um dann vielleicht einige Stellschrauben zu verändern, damit es noch lange Freude macht, auf unserem Planeten zu leben. Eine bewahrte Zeit wünscht Ulrich Müller, evangelischer Pfarrer, Irmenach-Lötzbeuren-Raversbeuren

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