GLAUBE IM ALLTAG

In diesen Tagen haben alle gespannt auf einen Kamin geschaut. Und interessierten sich für die Rauchzeichen, die davon aufstiegen.

Rauchzeichen als Form der Nachrichtenübertragung gehören eigentlich schon lange der Vergangenheit an. Menschen unserer Tage kennen sie allenfalls noch aus Indianerfilmen. Und trotzdem: Zur Wahl des Papstes gehören sie dazu. Es ist eines der Dinge, die die Wahl des Heiligen Vaters so besonders macht - neben dem Einschließen der Kardinäle, dem Zerbrechen des Fischerringes und dem Konklave überhaupt. Ob man nun katholisch ist oder nicht, es geht schon etwas Besonderes von dieser Wahl aus. Und es wird ja auch nicht irgendwer gewählt - die katholische Kirche sieht Papst Franziskus als Nachfolger des Heiligen Petrus, gar als Stellvertreter Christi auf Erden. Ausgerechnet Papst Benedikt hat zuvor dieses Konklave notwendig gemacht: Er ist zurückgetreten. Das gab es seit 1294 nicht mehr. Ein Tabubruch - schrieb die Wochenzeitung Die Zeit. "Verweltlichung des Papstamtes" war ebenfalls eine Schlagzeile. Andere brachten ihre Hochachtung zum Ausdruck vor diesem Schritt. Wie auch immer man dazu stehen mag: Dieser Kommentar ließ aufhorchen. Die Zeichen um die Papstneuwahl sind offenbar nicht beliebig zu ändern, auch das Amt als solches nicht. Denn es verweist auf einen, der über diese Welt hinausgeht. Der Papst sieht sich als Stellvertreter eines Gottes, den unsere westliche Kultur immer mehr an den Rand drängt und aus der Öffentlichkeit verbannt. Gerade deshalb ist dieses Amt so wichtig für unsere westliche Zivilisation, und sicher auch die Zeichen, die es umgeben. Es verweist auf Gott - letztlich auf den Gott aller Christen, ja sogar auf den Gott, von dem auch Juden und Muslime glauben, dass er zu ihnen gesprochen hat. Hier gibt es etwas, das über unsere Welt hinausweist, auf ihren Schöpfer. Und ist nicht der weiße Rauch auch die Hoffnung, dass Gott in unserer Mitte ist? Markus Eiden ist katholischer Pfarrer in Traben-Trarbach.

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