Glaube im alltag

Oft sehe ich sie am Straßenrand. Sie steht einfach nur da und wartet.

Ich kenne ihre Lebensgeschichte nicht, aber irgendetwas bringt sie dazu, immer wieder zu warten. Es ist nichts Ungeduldiges oder Forderndes in diesem Warten, und ich frage mich, auf wen oder was sie wartet. Es scheint ihr jedenfalls sehr wichtig zu sein. Mein Warten sieht meist ganz anders aus. Ungeduldig schaue ich auf die Uhr, hantiere mit einem Stift oder gehe unruhig auf und ab. Wie anders dieses stille, geduldige Warten. Mir fällt ein, wie es war, als wir auf die Geburten unserer Kinder gewartet haben. Es war klar, worauf wir warteten und wann ungefähr unsere Kinder geboren würden. In diesem Warten waren eine große Sehnsucht und Freude, die die Ungewissheit und die Unsicherheit regelrecht überstrahlten. Wir waren "in Hoffnung", in freudiger Erwartung. Eine ähnliche Stimmung prägt den Advent. Wir wissen, auf wen wir warten, wem wir entgegen- gehen: dem konkreten Weihnachtsfest, der zukünftigen Ankunft Jesu "am Ende der Zeiten", aber vor allem auch der Ankunft Jesu an jedem Tag. Deshalb wird gerade im Advent die Frage neu lebendig, wie wir unser Warten gestalten wollen. Wenn ich an die Frau am Straßenrand denke, nehme ich mir vor, mit Ausdauer und voller Sehnsucht und Hoffnung zu warten. Ich nehme mir vor, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und immer mehr darauf zu vertrauen, dass die Menschwerdung Jesu unser Leben schon heute gelingen lässt. Einen gesegneten Advent. Monika Bauer-Stutz aus Wengerohr ist Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues.

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