GLAUBE IM ALLTAG
Vor Weihnachten fand ich in meinem Briefkasten Post von einem Handwerksbetrieb. Der übliche Weihnachtsgruß, dachte ich.
Eher beiläufig öffnete ich den Brief, überflog den Text und hielt inne. Ein Vater, so die Kurzgeschichte, der keine Zeit hatte, mit seinem Sohn zu spielen, entdeckte in einer Zeitung ein ganzseitiges und kompliziertes Foto der Erde. Er zerschnitt es in viele Teile, gab es seinem Sohn und dachte, damit hat er nun eine ganze Weile zu tun. Der Junge begann zu puzzeln - und war schon nach wenigen Minuten fertig. Der Vater staunte und fragte den Kleinen, wie er das so schnell geschafft hatte. "Das war ganz einfach. Auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Ich haben den richtig zusammengesetzt und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt!" Ein schöner Gedanke. Gerade in einer Zeit, in der die Welt überall aus den Fugen zu geraten scheint. Es ist nicht die Welt an sich, die in Unordnung ist. Der Mensch trägt in ihr zur Ordnung oder Unordnung bei. Es liegt an jedem Einzelnen, der Welt ein freundliches, friedliches, mitmenschliches Antlitz zu verleihen. Wenn ich in meinem Handeln nicht nur meinen persönlichen Vorteil im Blick habe, wenn ich jedem Gegenüber mit Toleranz und Hilfsbereitschaft begegne, wird nicht nur der Andere sich in meiner Nähe wohlfühlen - auch ich selbst erlebe ein Gefühl inneren Friedens. Gewiss - alleine kann ich die Welt nicht retten und es wird auch Enttäuschung geben. Machen sich allerdings viele mit auf diesen Weg, der Respekt an die Stelle von Ablehnung, Uneigennützigkeit an die Stelle von Egoismus sowie Warmherzigkeit vor menschlicher Kälte stellt, dann machen wir uns auf den Weg in eine bessere Welt. Fangen wir doch gleich nach dem Lesen dieser Zeilen einfach mal damit an, vielleicht ganz klein, mit einem Lächeln für den Ersten, dem wir begegnen. Dann sind wir ein kleines Puzzleteil der Welt, das doch sehr wichtig ist. Rainer Martini, Fachdienst Caritas der Gemeinde beim Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück