Glaube im Alltag

"Wann sagt man sich sonst so was Nettes?" - Die Kandidatin bei Shopping-Queen ist sichtlich gerührt auf dem Laufsteg und genießt die Komplimente ihrer Konkurrentinnen. Ich bin irritiert: Ist ja schon Wahnsinn, da muss man erst in eine Show, damit man mal wieder etwas Nettes gesagt bekommt?! Und ich ertappe mich, wie ich mich selbst frage: Was war denn eigentlich meine letzte anerkennende Bemerkung, mein letztes Lob, meine letzte zugewandte Geste? Wann habe ich gezeigt, wie viel mir der andere wert ist, wie ich die andere sehe, oder einfach nur, wie toll jemand heute aussieht? Es gab einen, der war nicht so zurückhaltend mit Komplimenten.

"Ihr seid mehr wert als tausend Spatzen!", sagte er zu den einen. "Ihr seid so wertvoll, sogar die Haare auf eurem Kopf sind alle gezählt!", sagte er den anderen. "In dir ist ein Schatz vergraben!" ermutigte er. "Ihr da, ihr macht mein Leben hell, ihr seid Licht für mich und für die Welt!" Und er sagte ihnen, dass sie ganz nach seinem Geschmack seien, so, wie "Salz für die Erde". "Ich nenne euch Freunde!", sagte er und ich spüre förmlich, wie sich die Mienen um ihn herum aufgehellt haben. Und sogar während seiner letzten Tage ist es ihm ein Anliegen, seinen Mitmenschen zu zeigen, was sie ihm bedeuteten, wie wichtig ihm die Beziehung zu ihnen ist. "Bleibt in meiner Liebe", so baut er sie auf. Dass die Liebe stärker ist als der Tod, das zeigt sich nicht erst, wenn es zu spät ist. Jesus hat vorgebaut. Mit Zeichen, Gesten und Worten zeigt er den Seinen, dass er sie braucht, liebt und mit ihnen ist. Ostern, der Sieg von Freundschaft, Beziehung und Liebe, ist Jesu Wesens, schon lange vor Ostern. Frohe Ostern also uns allen auf den Laufstegen unseres Lebens: Dass wir uns zu sagen trauen, was wir uns bedeuten, was wir einander wert sind, nicht erst am Ende unseres irdischen Laufsteges. Armin Surkus-Anzenhofer, Bausendorf, Pastoralreferent Dekanat Wittlich und Kirche der Jugend Marienburg

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