GLAUBE IM ALLTAG

In einem Brief schreibt Paulus: "Prüfet alles und das Gute behaltet." Ich will es wagen.

Facebook geht an die Börse, das war eine der großen Wirtschaftsnachrichten in dieser Woche. Geschätzter Börsenwert: 100 Milliarden Dollar. Eine Unsumme für ein Unternehmen, dessen Substanz verschwindend gering ist. Allein die Erwartung auf ein riesiges Geschäft mit Daten in der Zukunft treibt diesen Wert so hoch. Die Begeisterung ist schon spürbar. Auch wenn die Aktie Kleinanlegern einmal zugänglich sein sollte, ich werde mich an der Spekulation nicht beteiligen und, ganz ehrlich, Facebook ist mir unheimlich. Doch diese Begeisterung inspiriert mich. Ist es nur das erwartete Geld? In "Begeisterung" steckt das Wort "Geist", Christen sehr vertraut. Geist, das Unberechenbare, plötzlich kommt er, verändert alles, dann ist er wieder verschwunden, nichts bewegt sich mehr. Das Geheimnisvolle, das jeder schon erlebt hat, doch niemand fassen kann. Wirkt das Geheimnisvolle stärker auf uns als das Fassbare, das Erklärbare? Zumindest fasziniert es mehr. Wie spannend ist es, wenn man in einer langen Liebe immer noch auf Unbekanntes stößt. Wie belebend, wenn ein ganz vertrauter Mensch in manchem ein Geheimnis bleibt. In einer solchen Liebe lebt die Begeisterung füreinander. Ob das nicht ein Geheimnis der Faszination Gottes ist? Man kann ein ganzes Leben mit ihm teilen, über ihn nachdenken, ihm alles Vertrauen schenken und auch an ihm verzweifeln, doch verstehen? Es bleibt ein letztes unergründbares Geheimnis um Gott. Faszination, Spannung, die sich nie abnutzt und verbraucht, mich nicht loslässt, immer wieder herausfordert. Gott begeistert! Von Facebook zu Gott - es gibt scheinbar kein Ereignis, keinen Gedanken, den Gott nicht gebrauchen könnte, um uns zu faszinieren. Jörg-Walter Henrich ist evangelischer Pfarrer in Traben-Trarbach

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