Glaube im Alltag

Erneut hat die Bischofskonferenz deutlich gemacht: wiederverheiratete Geschiedene sind nicht zur Eucharistie zugelassen (TV vom 20.2. 2013). Das ist ärgerlich.

Aber darf ich mich als evangelischer Pfarrer in Angelegenheiten der katholischen Kirche einmischen? Ich darf, weil ich Mitbetroffener bin: Meine Frau ist katholisch, wir sind in zweiter Ehe verheiratet. Ich darf, weil mich als Demokrat empört, wenn Mitbürger nach dem Muster einer Diktatur von ihrem katholischen Arbeitgeber gekündigt werden kann im Fall der Wiederheirat. Ich darf, weil ich als Christ Anstoß daran nehme, dass sich auf Jesus beruft, was seinem Geist widerspricht. Aber, Moment, Jesus scheint keine Rolle dabei zu spielen bei der Frage, wer zu seinem Tisch geladen ist: Begründet wird mit "der Wirklichkeit der Kirche", also mit Tradition, mit Denkgewohnheit und die ändert sich. Wirklichkeit der Kirche ist, dass ihre große Mehrheit das gemeinsame Mahl will für alle Glaubenden und Getauften, auch wiederverheiratete Geschiedene. Ist das Ungehorsam gegenüber der Hierarchie, wie ihn Hunderte katholische Priester fordern? Von einem hörte ich: Die Frage des Ungehorsams der Gläubigen stellt sich so nicht. Denn Bischöfe und Kardinäle sind ungehorsam gegenüber dem einladenden Willen Gottes. Und: Gehorsam hat in der Geschichte mehr Opfer gefordert als der Ungehorsam. Also Aufruf zum Ungehorsam? Gehorsam kommt aus Angst vor Strafe, Ungehorsam aus der Rebellion dagegen. Beide machen sich so abhängig von anderen, die den Ton angeben. Es geht um Selbstverantwortung und spirituelle Reife und um die Bereitschaft, der Einladung Gottes zu folgen. Da ist die katholische Basis mehrheitlich längst angekommen. Meine Frau und ich jedenfalls haben verschiedentlich an Eucharistie hier oder Abendmahl dort teilgenommen. Nie nahm jemand Anstoß, stets sahen wir uns willkommen. Freiheit ist da - erlauben wir sie uns. Irgendwann werden die Hirten der gereiften Herde folgen. Detlef Hein, Pfarrer JVA Wittlich

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