Glaube im Alltag

"Bischof, warum hast du so große Ohren?" Wenn Rotkäppchen in diesen Wochen im Dekanat Wittlich unterwegs wäre und mich das fragen würde, wäre meine Antwort nicht zum Fürchten. Ich würde sagen: "Damit ich besser zuhören kann! Und damit ich einen besseren Durchblick bekomme.

" Fressen dagegen will ich niemanden, auch wenn Visitation in manchen Ohren unbehaglich klingen mag. Im Gegenteil! Ich will den Glauben an Jesus mit vielen Menschen teilen und Mut machen, ihn als großen Schatz für unser Leben zu begreifen. Darum geht es mir vor allem um Begegnung mit den Menschen, die die Kirche vor Ort lebendig machen: die Gläubigen, die ehrenamtlich Tätigen, die Mitglieder der Gremien und alle Hauptamtlichen. Im Besonderen aber auch die Jugendlichen, denen ich das Sakrament der Firmung spenden werde. Wie klingt das in Ihren Ohren? Mag sein, dass manche Zeitgenossen Kirche und Glaube für ein Märchen halten. Mag sein, dass andere befürchten, da kommt einer, der doch gar nicht weiß, was für uns hier wichtig ist und unrealistische Forderungen stellt. Denen möchte ich sagen: Glaube und Kirche sind keine Einbahnstraße! Alle sind dabei Gebende und Empfangende. Niemand kann nur geben oder fordern, jeder muss auch hören und annehmen. Darum will ich zuallererst meine Ohren und Augen weit aufmachen, gleichzeitig aber die Gläubigen dazu ermuntern, dies in unseren vielfältigen Begegnungen ebenfalls zu tun! Ich vertraue darauf: Dann wird Gott bei uns sein und uns in Neues hineinführen. Und das brauchen wir, um als Kirche lebendig zu bleiben. Von Jesus jedenfalls stammt dieses Wort: "Wer Ohren hat, der höre!" Und das hat Jesus nicht als Märchen verstanden, sondern: Er hat sich und seine Botschaft damit gemeint. Auf ihn zu hören, muss daher immer unser erstes Ziel sein! Ich vertraue darauf, dass Jesus sich durch die Kirche auch für die Menschen von heute erfahrbar macht! Und das ist kein Märchen, sondern Herzenssache Jesu selbst. Weihbischof Dr. Helmut Dieser, Trier

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