GLAUBE im ALLTAG

Meinung Vor dem Bitten steht das Danken Freunde haben einen großen Balkon. Der musste jetzt repariert werden.

Aber wohin mit den vielen Blumen? Natürlich ins Wohnzimmer. Es gab keine andere Wahl. Die Wohnung sieht aus wie ein Gewächshaus im Botanischen Garten. Als die Fliesen herunter waren, kam der Regen. Ich bekam einen Not-Anruf: Bete mal um besseres Wetter! Der Untergrund muss absolut trocken sein, sonst können die Handwerker nicht weiterarbeiten. Aber kann Gott sich wirklich um solche Kleinigkeiten kümmern? Andererseits: Wenn er solche Kleinigkeiten nicht mal hinkriegt, wie soll ich dann darauf vertrauen, dass er die wirklich schwierigen Sachen in die Reihe bringt - zum Beispiel eine schwere Krankheit. Dieser Tage las ich einen Bibelvers: "Wir danken Gott, dem Vater Jesu Christi, unseres Herrn, jedes Mal, wenn wir für euch beten." (Kol 1,3) Am Anfang steht nicht das Bitten, sondern das Danken. In einer Krankheit habe ich das im letzten Jahr schmerzlich lernen müssen. Ich musste lernen, für alle Tage meines Lebens Gott zu danken - auch für die weniger guten. Davon gibt es reichlich. Ich musste lernen, jeden Tag als Geschenk Gottes anzunehmen. Vielleicht ist heute ja mein letzter Tag! Wenn Sie für Ihre Kinder beten, dann gibt es keinen Sinn, wenn sie nicht dankbar dafür sind, dass Gott Ihnen diese Kinder geschenkt hat. Sie können Ihre Eheprobleme nicht lösen, wenn Sie nicht dankbar dafür sind, dass Sie diesen Partner haben. Sie können Ihre Krankheiten nicht besiegen, wenn Sie nicht dankbar für Ihr Leben sind, sondern im Tiefsten mit Ihrem Leben unzufrieden sind und hadern. Ich bin dankbar, dass ich diese Freunde habe, die mir jeden Tag neu von ihrem nassen Balkon berichtet haben. Übrigens: Es kamen jetzt trockene Tage und der Balkon kann fertiggestellt werden! Pater Cletus Wingen OP, Klausen

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