Glaube im Alltag

Die Frage nach innerer und äußerer Sicherheit ist in diesen Zeiten hochaktuell. Je gefährlicher die Bedrohungen empfunden werden, desto massivere Forderungen nach wirksamen Sicherheitsvorkehrungen werden erhoben.

 Paul Plehacz

Paul Plehacz

Foto: (m_kreis )

Neben den staatlichen Sicherheitssorgen hat jeder einzelne von uns seine privaten Ängste und Gefährdungen. Dann folgen wir lieber risikoscheu einem Versicherungswahn, der fast alle Bereiche des täglichen Lebens umfasst und verdrängen die Einsicht, dass es totale Sicherheit nicht geben kann. Selbst bei den hochgeschätzten Medikamenten geht es nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen. Die Flucht in die äußeren Sachwerte und Konsumgüter hat uns nur orientierungsloser gemacht, wie W. Wilms sagt: "So reich waren wir nie wie heute - so habgierig waren wir auch nie wie heute. So versichert waren wir nie wie heute - so unsicher waren wir auch nie wie heute. So satt waren wir nie wie heute - so unersättlich waren wir auch nie wie heute." Froh wären wir wie in der griechischen Sage der Held Theseus, der, nachdem er im unterirdischen Labyrinth das schreckliche Untier getötet hat, wieder aus den Höhlen herausfindet, weil ihm der Faden, den die liebende und vorausdenkende Königstochter Ariadne ihm mitgegeben hat, sicher den Weg nach oben weist. Hat nicht nur die Mythologie, sondern die Religion, speziell die zurzeit unterschätzte christliche, etwas zu bieten, um unsere Sicherheitsdefizite zu reduzieren? Wenn wir uns die biblischen Geschichten und Menschen ansehen, steht nicht ängstliches Sicherheitsdenken im Mittelpunkt, sondern Vertrauen und Hoffnungsgewissheit gegründet in einer lebendigen Beziehung zu einem verlässlichen Gott. Daraus wächst der Mut das Wagnis der Mitmenschlichkeit für sicherer zu halten als angstdiktierte Abschottung. Schneiden wir uns also nicht vom alles tragenden Gottesfaden ab, damit wir nicht wie die Spinne, die ihr Netz inspiziert und einen in ihren Augen überflüssigen Faden kappt, unsanft auf dem Boden der Realität landen. Paul Plehacz ist Lehrer i. R.

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