Glaube im Alltag

Nein, mit Karneval hat dieser Sonntag wirklich nichts mehr zu tun! Als "Laetare-Sonntag" ist er bekannt, benannt nach dem Eröffnungsgesang der Messfeier "Freue Dich, Stadt Jerusalem". Ein wenig österliche Vorfreude soll aufkommen, nachdem die Hälfte der Fastenzeit bereits hinter uns liegt.

Der Insider weiß vielleicht auch noch, dass sich an diesem Tag ein österliches Weiß in die fastenzeitliche Farbe Violett mischt. Die liturgischen Gewänder wandeln ihre Farbe in: Rosa. Für die Römer ist es zugleich der "Rosensonntag", überreichte doch an diesem Tag in früheren Jahrhunderten der Papst demjenigen feierlich eine goldene Rose, der sich in besonderer Weise um die Kirche verdient gemacht hatte. "Tugendrose" wurde sie genannt. Wem würden Sie in heutiger Zeit, in der die Kirche keinen moralischen und humanitären Alleinvertretungsanspruch mehr geltend machen kann, eine solche Rose überreichen? Anders gefragt: Welchen moralischen und humanitären Problemen müssen wir uns stellen, so kurz vor dem Osterfest 2015? Und wer macht sich hier verdient? Zu den größten menschlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit gehören die großen Zahlen von Migranten, genauer: von Flüchtlingen! Spontan denken wir wohl an die grausamen Szenen, die sich auf dem Mittelmeer abspielen. Gleichzeitig bereiten wir uns in diesen Tagen auf das größte christliche Fest vor. Da wird uns - schmerzlich - bewusst, dass die Botschaft vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu tatsächlich eine Botschaft auf Leben und Tod ist. Sehen wir doch, dass in diesen Tagen wegen des Glaubens an genau diese Frohe Botschaft in vielen Ländern der Welt Christen drangsaliert, gefoltert, getötet werden ... oder eben auf der Flucht sind. Wohlgemerkt, es sind Christen - wie Sie (vielleicht) und ich. Und wo und wie mischt das christlich geprägte Abendland österliches Weiß in dieses Szenario? Wem würden Sie nun die Rose überreichen? Sich selbst? Pater Ignatius Fritsch, Zisterzienserabtei Himmerod

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