glaube im alltag

Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Vereinsfreiheit, - das war der Anfang der Katholikentage vor 100 Jahren in Mainz. Diese Bürgerrechte, in der Revolution 1848/49 errungen, nutzten die Katholiken, um sich zu versammeln und ihren Glauben zu feiern - auch gegen den Papst in Rom, der diese Freiheitsrechte verurteilte.

Von Anfang an beteiligten sich Handwerker, Kaufleute, Beamte und Künstler an dieser Bewegung, der sich Rom letztlich nicht verschließen konnte. Was hier passierte, waren erste demokratische Schritte: die freie Meinungsäußerung katholischer Bürgerinnen und Bürger zu Themen wie Arbeit, Schule, Soziale Marktwirtschaft, Zuwanderung und Frieden und der kritische Austausch mit kirchlichen und politischen Vertretern. Die Auseinandersetzung mit der Nazidiktatur in den Studentenprotesten der 60er Jahre, fairer Handel in den 70ern, Abrüstung und Umweltschutz in den 80ern. Fragen von Gerechtigkeit, Wirtschafts- und Bioethik, sozialpolitische Fragen wurden und werden auf den Katholiken- und Kirchentagen diskutiert, haben Einfluss bis hinein in die Entscheidungen der Politik in unserem Land und führten unter anderem zur Einrichtung des Entwicklungshilfeministeriums. Musik, Lesungen, Theater, Kabarett drücken aus, was Menschen denken und für ihr Leben in diesem Land und weltweit erhoffen. "Seht, da ist der Mensch" - mit diesem Motto könnte der bis morgen stattfindende 100. Deutsche Katholikentag sehr politisch die Menschenwürde als Grundlage unserer Demokratie in den Mittelpunkt stellen. Die Freiheitsrechte als den Anfang dieser Bewegung gilt es auch nach 100 Jahren wieder in Europa herauszustellen. Die Menschenrechte gilt es zu verteidigen gerade in Leipzig, als einem Ort der friedlichen Demonstrationen und des Endes eines diktatorischen Mauern- und Abgrenzungsdenkens. Christiane Friedrich ist Pastoralreferentin für Erwachsenenbildung im Dekanat Wittlich.

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