GLAUBE IM ALLTAG

Sie kennen das: alte Lieder im Kopf. Sie begleiten einen den ganzen Tag.

Mein Ohrwurm neulich kam von Jupiter Jones: "... die Straße ist nicht immer eben, grad deswegen: Auf das Leben!" Je öfter ich es vor mich hinsumme, merke ich, es stimmt: Die Straße ist nicht immer eben! Es gibt Tage, die laufen einfach nicht rund. Ich stehe schon müde auf, vor mir liegt ein Berg Arbeit und im Hinterkopf nagt noch so manche Sorge um Familie oder die Arbeit. An solchen Tagen scheint ein grauer Schleier über mir zu liegen, der alles verklärt und trübe aussehen lässt. Meine Vorahnung schon zu Tagesbeginn: Heute wird es nicht heiter werden! So mag es auch Kleopas und seinem Freund auf ihrem Weg nach Emmaus gegangen sein. Die Aussicht grau und benebelt, ihr Freund Jesus war gestorben. Der gerade erst schmerzvoll erlittene Verlust eines geliebten Freundes, machte ihnen den Weg schwer, die Aussichten trübe. Aber es sollte anders kommen: Da gesellte sich einer zu den beiden, ging mit und hörte ihnen zu. Auch hier entdecke ich mich selbst. Auch mein Weg durch den Tag birgt hinter vielen Ecken Überraschungen und Wendungen, so lange ich offenen Auges und Herzens unterwegs bin. Oft unerwartet, werden auch meine Wege durchkreuzt: Mir wird in der Schule ein Lachen geschenkt, im Briefkasten steckt eine gute Nachricht oder ich finde mich am Ende des Tages in lustiger Runde wieder, die mich manche Sorge vergessen lässt. Das ist das Leben: morgens noch vernebelt und trübe, am Abend unerwartet froh und lebendig. So ging es auch den beiden Weggefährten: Im Gespräch mit dem Unbekannten haben sie Hoffnung gespürt, Licht am Horizont gesehen, um mutig weiter zu gehen. Für mich heißt das: Lauf weiter, sieh dir an, was oder wen der Tag und das Leben dir schenkt, bleib nicht auf halber Strecke stehen. Das Leben schickt mir so häufig jemanden, der meinen Blickwinkel dreht und mir sagt: "Die Straße ist nicht immer eben, grad deswegen: Auf das Leben!" Katrin Schäfer-Jäckels ist Grundschullehrerin.

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