Götter, Gräber und Amphoren

WEDERATH. Üblicherweise lädt der Archäologiepark Belginum einmal im Jahr zu einer Sonderausstellung ein. In diesem Jahr sind es gleich zwei. "Schuld" daran ist der römische Kaiser Konstantin.

Das Jahr 2007 wurde zum Konstantin-Jahr deklariert. Das Rheinische Landesmuseum in Trier wird für eine große Ausstellung, die sich mit dem bedeutenden Herrscher befasst, vollkommen umgebaut. Es entstand die Idee, diese Situation für den Archäologiepark zu nutzen. Die neue Ausstellung, die ab Dienstag in Belginum zu sehen sein wird, fußt auf einer früheren Schau, die unter dem Titel "Treveri - ein Keltenstamm wird römisch" im Landesmuseum zu sehen war. Sie thematisierte den Romanisierungsprozess in Trier und im ländlichen Raum. Kelten entdecken den Rebensaft

"Die Ausstellung war bereits damals sehr belginum-lastig", weiß Museumsleiterin Rosemarie Cordie. Denn das Gräberfeld bei Wederath zeigt in beispielhafter Weise die Vermischung von römischer und keltischer Kultur über die Jahrhunderte hinweg. An keinem Ort könne man dies so gut sehen wie in Belginum. Warum also nicht diese Exposition wenigstens teilweise in den Hunsrück holen? Grabrekonstruktionen und -beigaben wie eine große Amphore, die aus Berglicht stammt, wurden in die Ausstellung integriert. Im ersten Jahrhundert vor Christus beginnt bei den Treverern der Prozess der Romanisierung. Vor allem an Grabfunden können Archäologen diese Entwicklung nachvollziehen. Peu á peu ändern sich die Inhalte. Die keltischen Männer enthalten zunächst häufig Schwerter und Wagenteile quasi als Statussymbole. Neu hinzu kommen durch Einflüsse der Römer beispielsweise Lampen, Münzen und Glasgefäße. Während die Lampen laut Cordie das "Licht im Dunkel" symbolisieren, stellen die Münzen wohl den Lohn für den Fährmann Sharon dar, der die Verstorbenen über den Styx ins Jenseits hinübergeleitet. Das Glas hat einen eher profanen Grund. Gefäße beinhalteten damals offenbar wohlduftende Öle, die die Gerüche der verbrannten Leichen überdecken sollte. Neu dazu kommen auch große Wein-Amphoren. Denn im Laufe der Romanisierung entdeckte die kelti-sche Oberschicht auch die Vorzüge des gekelterten Traubensafts. Dass die Kelten ihn unverdünnt trinken, ist für die Römer Barbarei pur. Die Ausstellung wurde konzipiert von Rosemarie Cordie, Jennifer Morscheiser und Hans Nortmann. Am Begleitheft hat zusätzlich Wolf-Rüdiger Teegen mitgearbeitet. Die Ausstellung "Römer treffen Kelten - Kulturbegegnungen in Belginum" ist vom 11. Oktober bis Ende 2006 zu sehen, zunächst täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, vom Ende der Herbstferien an nur noch am Wochenende. Gruppen können Termine vereinbaren. Zur Ausstellung gibt es ein Begleitheft zum Preis von 4,50 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort