Gott verteilt keine Noten

Wenn Eltern ein Kind erwarten, machen sie sich auch Gedanken über den Namen. Manche bekommen den Namen eines Heiligen oder Engels, andere einen Modenamen.

Jeder weiß, wenn sein Name gerufen wird: Ich bin gemeint. Wer nach der Bedeutung des Namens forscht, kann Interessantes für sein Leben erfahren. In der katholischen Kirche gibt es Gedenktage für besondere Menschen und alle, die genauso heißen und dann ihren Namenstag haben. Am 24. Juni wird das Fest der Geburt von Johannes dem Täufer gefeiert. Er war ein Prophet, der Menschen zur Vergebung der Sünden taufte und als Wegbereiter auf das kommende Heil Gottes, auf Jesus hinwies. Der Name Johannes kommt aus dem Hebräischen und bedeutet "Gott ist gnädig". Schon bei der Geburt wurde deutlich, dass Gott mit ihm war. Gott ist für jeden Menschen da und hat mit ihm etwas vor. So heißt es im Buch Jesaja: "Ich habe dich in meine Hand geschrieben" (Jes 49,16) und "Ich habe dich beim Namen gerufen" (Jes 43,1). Gott braucht Menschen, die ihm helfen. Das waren bei Johannes dem Täufer seine Eltern. Das können auch die Großeltern sein, Freunde oder Mitarbeiter einer Wohngruppe, in der Kinder aufwachsen, betreut und begleitet werden. Gott will, dass die Kinder sich entwickeln können, dass sie etwas lernen und Sinn in ihrem Leben finden. Dazu brauchen sie Menschen, die ihnen im Sinne Gottes Gutes tun, auf ihre Gesundheit achten, ihre Freude und ihre Sorgen teilen, die sie nicht missbrauchen oder als Kindersoldaten oder durch Kinderarbeit ausnutzen, sondern ihnen Halt, ein Zuhause, Geborgenheit und Liebe schenken. Es ist nicht fair, die Kinder zu enttäuschen und um ihr Leben zu bringen. Vielmehr gilt es, sie zu fördern, zu trösten und ihnen Mut zu machen. Das ist jetzt auch wieder wichtig, wenn es vor den Ferien Zeugnisse gibt. Die Kinder und Jugendlichen sollten keine Angst haben müssen, ihre Eltern und Bezugspersonen zu enttäuschen und bestraft zu werden. Gerade denen, die kein gutes Zeugnis bekommen oder nicht in die nächste Klasse versetzt werden, gilt es beizustehen und deutlich zu machen: Du bist uns wichtiger als die Noten. Du kannst mehr als das, was im Zeugnis steht. Wenn Gott gnädig mit uns Menschen ist, um so mehr müssen auch wir gnädig miteinander umgehen, besonders mit den Kindern und Jugendlichen. Manfred Walter ist Pastoralreferent in der Behindertenseelsorge in Wittlich. Glaube im Alltag

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