Gouda trifft Saubraten

Wittlich · Ein Grüppchen aus X besucht ein Grüppchen aus Y: Das ist traditionelle Städtepartnerschaft. Wenn es in Wittlich am Wochenende ,10. und 11. Mai, heißt: "Die Holländer aus Boxtel kommen" wird mehr draus. Die Säubrennerstadt schmückt sich orange, ein Leerstand wird zum Kaufhaus der Stadt Boxtel, auf dem Markt wird gegrillt und gesungen.

Wittlich. Bei der Narrenzunft tanzten im Januar gleich mehrere Frau Antjes aus Wittlich auf der Bühne. Das gab viel Beifall. Und jetzt sollen Holländer sogar den Marktplatz und die Altstadt erobern? So ist es. Ob Wittlichs Geschäftsleute allesamt orange Perücken tragen, ist zwar noch nicht geklärt, aber sie werden tief ins "Oranje- Farbkästchen" greifen, um ihre Schaufenster stilgerecht zu dekorieren, denn sie erwarten am Wochenende, 10. und 11. Mai, Besuch aus Wittlichs Partnerstadt Boxtel. Und der belebt sogar einen Leerstand direkt am Marktplatz. Im Erdgeschoss des Hotels Well öffnet nämlich für zwei Tage das "Kaufhaus der Stadt Boxtel". Käse gibt es da garantiert, und auch touristische Infos übers Nachbarland. Und direkt vorm Kaufhaus auf Zeit wird freitags als Ergänzung zum üblichen Wochenmarkt auch noch gegrillt. Gouda trifft Saubraten eben. Zwar nicht wie auf der Säubrennerkirmes, aber auf einem großen Gasgrill im Zelt. Tags drauf trifft samstags die holländische Nachhut ein: Eine Bussonderfahrt bringt morgens Boxteler Bürger in die Stadt, die auch gleich mit einem "Werltchor" anreisen, der den Säubrennern auf dem Markt etwas vorsingt. Und es wird sogar dreisprachig: Um 12 Uhr sind Stadtführungen geplant, eine auf Wittlicher Platt. Klingt ja für manchen wie Niederländisch. Fehlt noch die Kunst: Auch die wird mitgebracht: Boxteler Künstler stellen im Kaufhaus und im Weingut Lütticken ihre Arbeiten aus. Karsten Mathar, Stadtmarketing, hat sich die Veranstaltung mit den Wittlicher Kaufleuten im Verein ausgedacht. Aktionen mit den anderen Partnerstädten sollen folgen. Für die Sprecherin der Kaufmannschaft, Ruth Reitz-Born, ist nur die Perückenfrage noch nicht ganz geklärt. Für ein Werbefoto hat sie schon mal eine ausprobiert. "Mal gucken. Sieht auf jeden Fall gut aus." Und eins weiß sie von ihren Holland-Reisen: "Die sind alle unheimlich nett und freundlich. Ich finde Holland klasse."
Damit Wittlichs Besucher die Innenstadt ebenso finden, bleibt die Frage: Wie sieht es mit den berühmten Tulpen aus Amsterdam aus? Werden die am Wochenende als Extra-Schmuck in der Stadt dekoriert? "Wahrscheinlich nicht, deren Zeit ist dann um, die sind ja auch nicht orange", sagt Ruth Reitz-Born. Aber sie hat noch eine Idee: Vielleicht kann sie die Frau Antjes aus Wittlich noch für einen Auftritt gewinnen?Extra

Der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist bei Niederländern beliebt und das nicht nur touristisch: 2011 hat das Statistische Landesamt 330 Niederländer gezählt, die im Landkreis wohnen. Damit sind sie nach Polen, Türken und Kosovaren die viertgrößte Ausländergruppe. Touristisch betrachtet stehen die Gäste aus dem Nachbarland sogar deutlich an der Spitze der Tabelle. Sowohl in der Eifel als auch an der Mosel und im Hunsrück kommen laut Landestatistik mehr als 50 Prozent der mehr als 800 000 Touristen, die jedes Jahr die Region besuchen, aus den Niederlanden. sosExtra

Partnerstädte: Seit 1959 ist die Stadt Wittlich mit der niederländischen Stadt Boxtel (zirka 29 000 Einwohner) partnerschaftlich verbunden. Brunoy (25 000 Einwohner nahe Paris) ist seit 1979 Partnerstadt Wittlichs. Seit 1993 ist auch Wellingborough in der Grafschaft Northhamptonshire (mit dazugehörenden Gemeinden 67 000 Einwohner) Partnerstadt. Von besonderer Bedeutung sind die Beziehungen der Stadt Wittlich zu Zossen (6200 Einwohner) in Brandenburg, südlich von Berlin. Hier wurde in den Zeiten der deutschen Wiedervereinigung mit Rat und Tat geholfen. Im Rahmen der partnerschaftlichen Hilfe ist die Stadt Wittlich auch mit der Gemeinde Buhoma (ehemals Nyamutera) in Ruanda verbunden. sos

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