Gräfendhroner wollen unbedingt nach Morbach

Gräfendhron · Die Alleingänge von Gemeinden in der Verbandsgemeinde Thalfang häufen sich. Sollten die Fusionsverhandlungen zwischen Morbach und Thalfang scheitern, wollen die Gräfendhroner laut Ratsbeschluss allein mit Morbach fusionieren.

 Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

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Gräfendhron. Als Ganzes fusionieren - dieses Credo des Verbandsgemeinderates Thalfang verhallt zunehmend in der Hunsrückkommune. Vor allem, da die Fusionsverhandlungen mit der Einheitsgemeinde Morbach ins Stocken geraten sind.
Die Auflösungserscheinungen an den VG-Grenzen sind unübersehbar. Es bröckelt an allen Ecken und Enden. Die Malborner wollen nach Hermeskeil, die Büdlicher und Heidenburger nach Schweich. Mit Bürgerentscheiden soll der Bürgerwille manifestiert werden.
In Neunkirchen möchte man am liebsten bleiben, wie man ist. Selbstständig. Nur Teil einer Einheitsgemeinde will man nicht werden. So liebäugelt Neunkirchen bereits mit der VG Bernkastel-Kues.
Der nächste Paukenschlag ertönt nun aus Gräfendhron. Denn im 125-Seelen-Ort will man etwas, was bisher keiner wollte. Dort haben sie die Nase voll von den zähen Fusionsverhandlungen, die vielerorts bereits als gescheitert angesehen werden. So hat der Ortsgemeinderat Gräfendhron einstimmig beschlossen: Sollte im Verbandsgemeinderat am 27. Februar verkündet werden, dass die Fusionsverhandlungen mit Morbach gescheitert sind, wollen die Gräfendhroner trotzdem mit der Einheitsgemeinde Morbach fusionieren. Dass dabei die Selbstständigkeit der Ortsgemeinde flöten geht, wenn Gräfendhron ein Ortsbezirk Morbachs wird, ist Ortsbürgermeister Hans-Günter Steinmetz bewusst. "Damit haben wir hier keine Probleme. Ich sehe keine Nachteile, sondern nur Vorteile", sagt Steinmetz, der sich freut, dass sowohl im Rat und in der Bevölkerung der gleiche Tenor herrscht.
Steinmetz benennt ohne Umschweife die Motivation, Teil der Einheitsgemeinde zu werden. Das Geld, besser gesagt, das nicht vorhandene Geld. "Wir haben keine Einnahmen und verschulden uns Jahr für Jahr, weil wir Kredite aufnehmen müssen, um unsere Pflichtaufgaben zu erfüllen", sagt Steinmetz. Auf rund 400 000 Euro beläuft sich der Schuldenstand Gräfendhrons, mit eingerechnet die 90 000 für die Sanierung des örtlichen Friedhofs, der insgesamt 180 000 Euro kostet und zur Hälfte durch Zuschüsse gefördert wird. Das seien Schulden, die man aus eigener Kraft nicht loswerde, erklärt Steinmetz. "Um das Wohl unserer Bürger im Auge zu behalten, sehen wir uns nicht anders in der Lage, als mit diesem Ratsbeschluss uns zu positionieren", sagt Steinmetz. Den Beschluss werde er im nächsten VG-Rat vortragen.
Gemeinsame Positionierung


Der Gemeinderat Gräfendhrons will darüber hinaus mit den benachbarten Gemeinden Merschbach und Horath Gespräche führen, ob und wie man sich im Falle von gescheiterten Fusionsverhandlungen zwischen Morbach und Thalfang gemeinsam positionieren könnte.
In Merschbach wie Horath wollen die Ortschefs den 27. Februar abwarten. Dann soll im VG-Rat Tacheles geredet werden, ob ein Kompromiss mit Morbach gefunden wird oder nicht. Morbach hat sich bereits geoutet und setzt bei den Verhandlungen mit Thalfang weiterhin auf das Konzept einergroßen Einheitsgemeinde.Meinung

Logische Konsequenz
Nach Malborn, Büdlich und Heidenburg positioniert sich nun auch Gräfendhron in Sachen Kommunalreform. Die Gräfendhroner wollen Teil der Einheitsgemeinde Morbach werden, sollten die Fusionsgespräche zwischen den beiden Hunsrückgemeinden scheitern. Agieren, statt wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen, heißt die Devise. Dass sich die Ortsgemeinden der VG Thalfang die Heimlichtuerei bei den Fusionsverhandlungen zwischen Thalfang und Morbach nicht länger tatenlos ansehen, ist nachvollziehbar. Schließlich wollen einige von ihnen nicht ohnmächtig zuschauen, was passiert, wenn bis zum Ende der Freiwilligkeitsphase keine Lösung gefunden wird. Denn dann ist das Land am Zug und stellt alle Beteiligten vor vollendete Tatsachen. d.zapp@volksfreund.de

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