Gräwes für die fleißigen Winzer

TRABEN-TRARBACH. Moderne Pneumatic-Pressen, Traubenwagen oder gar Vollernter: Das alles gab es in der "guten alten Zeit" nicht. Wie es vor 40 oder 50 Jahren während der Weinlese im Wingert zuging, demonstrierten gestern in Trarbach Mitglieder des Vereins Traben-Trarbach Aktiv (TTA).

Ob es früher auch so fröhlich und unbeschwert im Wingert zuging? Ein paar Minuten arbeiten, schwätzen, lachen und sich dann ein Schnäpschen genehmigen. Und ob es früher bei der Weinlese auch so viele Schaulustige gab? Sicher nicht. Es ist auch nicht alltäglich, wenn die Weinlese in einer Einkaufsstraße stattfindet. So geschehen gestern Morgen in der Brückenstraße und später in der Mittelstraße in Trarbach. Gäste und Einheimische staunten nicht schlecht, als die Winzer mit Büttchen und Hotten anrückten und fleißig die Trauben an den Hausstöcken abschnitten. Vor vier Jahren haben Mitglieder des Vereins Traben-Trarbach Aktiv (TTA) an Hauswänden rund 50 Reben gepflanzt. Diese überspannen mit ihrem Laub mittlerweile die schmalen Straßen und sorgen von Mai bis Oktober für ein optisch schönes Bild. Jetzt, im vierten Jahr, kann in der "Lage Trarbacher Altstadt" auch erstmals richtig geerntet werden. Konrad Weinzheimer, Hans-Günter Grube, Edgar Oberkehr, Karl Merten, Horst Rees, Karl-Otto Merker und Gerhard Conrad, zünftig bekleidet mit blauer Schürze, Wingertsschuhen und Gamaschen, zogen von Rebe zu Rebe, stellten die Leiter an die Häuserwände und ernteten ganz ohne Hilfe polnischer Lesehelfer in drei Meter Höhe die roten und weißen Trauben. Derzeit machten sich einige der Winzer mit einem Holzstampfer daran, die Trauben in einem Eimer zu zerquetschen.Mit Leiterwagen und Drehorgel durch die Straßen

Der Lohn der Mühen: ein kleines Fässchen voll Most, frisch abgepresst mittels einer kleinen Holzspindelkelter, und ein deftiges Wingertsessen, gereicht von original Winzersfrauen. Die mit Kittelschürze und Kopftuch bekleideten Frauen Gerda Grube, Conny Storck, Brigitte Weinzheimer, Elke Bender und Annette Brand kamen mit Leiterwagen und Drehorgel zum Platz um den Alten Stadtturm, wo sie Wein ausschenkten und den fleißigen Traubenlesern Gräwes (Püree mit Sauerkraut) mit Mettwurst und Kasseler reichten. "So ähnlich war es früher", meinte Gerhard Conrad (70), der heute noch seinem Sohn im Wingert zur Hand geht. "Es war eine körperlich sehr schwere Arbeit, aber der Druck, den die Winzer heute teilweise haben, war damals nicht so groß." Der Most, der bei den warmen Temperaturen jetzt schnell ins Gären kommt, wird übrigens am kommenden Samstag ab 13 Uhr am Alten Stadtturm als Federweißer ausgeschenkt. Dann gibt es auch Zwiebelkuchen und Speckkuchen. Dazu spielt die Musik. Das ist dann zwar nicht so wie in der "guten alten Zeit", aber sicherlich sehr angenehm.

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